Eisklettern hat sich in den letzen Jahren rasant entwickelt – manche zählen es sogar zu den Trendsportarten. Die Industrie freut sich sicher, der gemeine Eisathlet muss am Einsteig anstehen oder bekommt in vielen Region Deutschlands gar keine Eis zu sehen, weil die Wetterlage verrückt spielt.
Woher kommt die Idee des Eisklettern und wo steht sie, das soll dieser Artikel in Kurzform beleuchten.
Das Bergsteigen beschäftigt sich schon recht lange mit dem Besteigen von Eis. Als ausschlaggebendes Ereignis zählt die Erstbesteigung des Montblanc im Jahre 1768. Zunächst wurden die Wände mit Hilfe von Stufen erklommen, die man mit Hilfe des Pickels in das Eis schlug, dabei benutzen man benagelte Schuhe, damit der Halt besser ist. Ab den dreisiger Jahren wurden dann Steigeisen eingesetzt – vorerst ohne Frontalzacken, die dann 20 Jahre später die Frontalzacken hinzu bekommen haben. In Gletscherbrüchen trainierten die damalige Helden, wie Toni Egger (1926 – 1959) und Hermann Buhl (1924 – 1957), mit den neuen Hilfsmitteln.
Eine der ersten Begehungen eines Eisfalls war in der Schweiz, im Jahre 1975. Douglas Haston (1940 – 1977) war ein schottischer Extrembergsteiger besteigt die Cascade du Dar. In den achtziger Jahren wurden dann vermehrt Wasserfälle bestiegen. Viele der heutigen Klassiker wurden schon damals erklettert, wie zum Beispiel eine ganze Reihe von Fällen im Gebiet um Kandersteg. Geblieben ist der Begehungsstil – im Grunde ist jede Seilschaft Erstbegeher, das Gebilde Eis verändert sich und in der Regel muss jeder seine Sicherungen selbst anbringen. Das macht es zu etwas besonderem, hinzu kommen Entbehrung und Unsicherheit, durch Kälte und fehlende vorhandene Sicherungen.
In den neunziger Jahren wurde die Sportart dann populärer – ein besonders Ereignis war die Begehung von „Crack Baby“ an der Breitwangfluh. Auch heute noch hat diese Route ihren Reiz und verlangt den gleichen Mut und Können, der Respekt vor diesem Fall ist geblieben.
Das Jahr 1999 war das Jahr des Wettkampfes, der erste Weltcup im Eisklettern findet statt. Das Pitztal ist Austragungsstätte und veranstaltet noch heute sehr erfolgreich. Es ist übrigens noch immer so, beim Eiskletterwettkampf kann jeder teilnehmen, ob Profi oder Hobbykletterer. Was daraus wird zeigt nur das Ergebnis.
Damit war der Weg frei für die Industrie – mehr Abnehmer sorgen für eine bessere und rasante Entwicklung der nötigen Hardware. Heute würde wohl keiner mehr mit verkürzten Pickeln und geradem Schaft in einen gefrorenen Wasserfall einsteigen. Eher ist es so, dass Neueinsteiger mit der besseren Ausrüstung kommen. Ebenso verhält es sich mit Eisschrauben – Tests zeigen, dass Schrauben im guten Eis mehr als Bohrhaken halten, oder wer nimmt lieber eine Eishaken zum Sichern? Ebenso klettern immer mehr Eiskletterer ohne Handschlaufen – „Leash-less“. besonders wichtig bei Wettkämpfen, denn damit wird es fairer und vergleichbarer. Ob man als Hobbykletterer auch soweit in den alpinen Eisfällen gehen sollte, dass muss jeder selbst entscheiden.
Eisklettern ist ein Boom und das wirkt sich auch auf die begrenzten Möglichkeiten aus – der Andrang in Moderouten ist groß und damit gehen zusätzliche Gefahren ein her. Das Eisklettern ist an sich schon eine gefährliche Sportart. Alle Sicherungen werden selbst angebracht und ihre Qualität muss beurteilt werden. Die scharfen Geräte an Händen, Füßen und Gurt sorgen für weitere Gefahren. Damit sollte man nicht unbedingt stürzen! Hinzu kommen Eisschlag, Erfrierungen und Lawinengefahr – alle drei Faktoren vervielfachen sich schnell, wenn mehrere Seilschaften in eine Route einsteigen.
Damit liegt es nahe, Ziele außerhalb der Heimat zu suchen – als Tipp dienen Kanada, Schottland, Norwegen und die Hohe Tatra. In Kanada werden zum Teil kilometerlange Wände künstlich vereist, Eisklettern ist hier fast Volkssport.
Das Eis ist schlecht oder zu weit, dann gehen wir doch mit den Hauen in den Fels – Drytooling. Die Hauen werden in Risse verklemmt, kleinste Hooks werden genutzt und jeder gefrorene Grasbüschel dient der Fortbewegung. Diese Zweckentfremdung der EISgeräte diente vorerst dem Training, mittlerweile ist es eine eigene Spielform, die allerdings in Thüringen wenig Sinn macht. Die Belastungen, die mit der Haue und den Steigeisen auf dem Fels auftreffen, sind enorm hoch und stark zentriert, so dass unser thüringer Fels zum extremen Bruch neigt. Außerdem sind in fast allen Felsen Thüringens Kletterwege vorhanden, die mit einer Drytoolbgeheung nicht besser werden. Hier sollte jeder Aspirant an seine Ethik appellieren. In Österreich und Italien gibt es eine ganze Reihe eingebohrter Routen im festen Kalk für diese Spielform. Dann doch lieber einige Holzelemente in die Halle geholt und Löcher zum Hooken installiert.