2. Sicherungstechnik beim Eisklettern

2.1 Absicherungsmittel

Eisschrauben
Bildnachweis [7]

Vorwiegend sichert man mit Eisschrauben, deren Qualität sich in den letzten Jahren stark verbessert hat. Hierbei kann man zwischen verschiedenen Materialien. Aber auch Schlingen kommen immer wieder zum Einsatz. Eisschrauben bieten eine Haltbarkeit in solidem Eis von über 1000 kp. Sie werden stets in Verbindung mit einer Expressschlinge verwendet. Bei bestimmten Routen, besonders im Mixed Climbs[8] Bereich, benötigt man zusätzlich ein Sortiment Felssicherungsmittel.

2.2 Setzen und Entfernen der Eissicherungsmittel

Winkel der Eisschraube
Bildnachwies[9])

Das Setzen von Eisschrauben sollte gut geübt werden, bevor man sich in Gelände über 80° begibt. Unterhalb von 80° lassen sich Eisschrauben beidhändig eindrehen, da man hier noch auf beiden Beinen sicher steht. Darüber hinaus sollte man sich dann mit den Äxten sichern oder die Schrauben einhändig eindrehen. Hierbei hat sich eine ständige Verbindung, mit Hilfe einer Reepschnur, zwischen Eisgeräten und Klettergurt bewärt. Dadurch hat man eine schnelle Sicherung, wenn man eine Hand aus einem Eisgerät löst um die Eisschraube zu setzen. Entscheidend für das saubere und leichte Eindrehen ist „Biss“ der Schrauben. Der ist von vielen Faktoren abhängig. Dabei kommt der Anzahl und der Schärfe der Schraube eine hohe Bedeutung zu. Weiterhin sind die Wandstärke und der Durchmesser wichtig. Außerdem unterscheidet man Schrauben anhand ihrer Länge. Wichtig beim Eindrehen einer Schraube ist die Sprengwirkung dieser, also ob das Eis Risse bildet oder unbeschädigt bleibt. Natürlich kann die Eisschraube nur halte, was die Eisbedingungen hergeben. Die Haltekräfte liegen bei gesplitterten Eis natürlich viel niedriger als bei kompaktem, nicht gesprengten Eis. Da die Haltekraft einer Eisschraube hauptsächlich vom der Eisqualität abhängt, sollte man besonders darauf achten, wo man sie setzt. Das Eis sollte hier natürlich dick und dicht sein. Schnee und Lufteinschlüsse sorgen für einen schlechten Halt im Eis. Gegebenenfalls sollte man das morsche Eis mit einem Schlag entfernen und dann die Schrauben setzen. Eisformen mit einer konkaven Struktur sind besser geeignet, deshalb also nach Löchern und Dellen Ausschau halten. Sollte man die Eisschraube nicht komplett versenken können, so sollte man sie aber unbedingt in Eisnähe abbinden. Nur so kann man günstige Hebelverhältnisse erreichen.

Haltekräfte von Eisschrauben
Bildnachwies[10]

Um das Eindrehen der Schrauben weiter zu erleichtern gibt es seit einiger Zeit Schrauben mit einer kleinen aber wirkungsvoller Kurbel. Dadurch spart man das Umgreifen, dadurch Zeit und Kraft.

Lange Zeit galten Schrauben aus Titan als das Non plus Ultra. Heute geht man wieder zu den Edelstahlschrauben zurück, da hier die Zähne schärfer sind und man sie leichter nachschleifen kann. Der geringe Gewichtsnachteil ist dabei vernachlässigt. Titan hat leider die nachteilige Eigenschaft, dass es sich mit Eis verbindet. Es klebt regelrecht am Eis. Dies hat vor allem den Nachteil, dass der Nachsteiger das Eis in der Röhre schlecht entfernen kann.

Lange Zeit galt die Regel, die Schrauben waagerecht mit einem kleinen Schlag nach oben zu setzen. Das sind etwa 100 Grad zur Falllinie. Nach neuem Test sollte man die Schrauben aber in einem Winkel von 75° setzen. Da sich aber dieser Winkel in der Natur schlecht realisieren lässt, empfehlen Experten einen Winkel von 90° mit einem kleinen Tick nach unten. Grundsätzlich gilt, das man das obere morsche Eis entfernt und dann erst die Schraube setzt. Außerdem sollte jeder das Eisumfeld ausgiebig beurteilen.

2.3 Weitere Zwischensicherungen

Da sich Wassereis und Felsgelände oft in direkter Nachbarschaft befinden, kommen als weitere Zwischensicherungen das ganze Repertoire des Felskletterns in Frage.

2.4 Standplatzbereitung

Grundsätzlich dient ein Standplatz der Sicherung des Seilpartners. Eis Standplatz erfüllt immer zwei Funktionen:

  • Selbstsicherung des Sichernden mittels Mastwurf[11]
  • Kameradensicherung mittels HMS[12]

Ein Standplatz im Eis besteht mindestens aus zwei Fixpunkten. Als Fixpunkte kommen die selben Möglichkeiten in Frage, wie bei Zwischensicherungen. Beim Einrichten eines Standplatzes im Eis, ist darauf zu achten, dass man sich in soliden Eis aufhält. Außerdem sollten die Schrauben vollständig eingedreht sein. Die Schrauben sollten einen vertikalen Abstand von 75 cm und einen horizontalen Abstand von 25 cm aufweisen. Mit einer Bandschlinge werden diese dann miteinander verbunden. Auf Höhe der unteren Eisschraube wird die Bandschlinge mittels Sackstich abgebunden. Dadurch kann das entstandene Dreieck nicht nach oben rutschen. Ein Schraubkarabiner wird hineingehangt. Dieser Karabiner bildet den Zentralpunkt des Kräftedreiecks. Dadurch entsteht ein Kräftedreieck in welchem die Kräfte sich optimal verteilen. Seine Selbstsicherung sollte man mit Zuhilfenahme der Eisbeile entlasten. Dabei werden die Beile optimal eingeschlagen. Danach werden sie mittels Rebschnur oder einer Bandschlinge mit dem Sicherungspunkt des Sichernden verbunden. Dadurch erreicht man eine Entlastung des Sicherungspunktes für den Nachsteiger.

2.5 Abseilen im Eis

Die einfachste Möglichkeit zum Abseilen ist, ein Eisschraube zu setzen. Allerdings sind Eisschrauben sehr teuer. Daher muss man andere Sicherungspunkte finden. Die Möglichkeiten sind dabei sehr vielfältig. Ich empfehle jedoch zwei Möglichkeiten.·

Eissanduhren (Abalakow[13]-Uhren)

Abalakow 1Abalakow 2
Bildnachweis [14][15]

Mit einer dicken Schraube wird ein schräges Loch ins Kompakteis gebohrt. Von der Seite wird dann mit einer dünneren Schraube ein zweite Loch gebohrt. Der abstand sollte jedoch mindestens 10 cm betragen, da sonst das Eis brechen kann. Der Innenwinkel der beiden Schrauben sollte ca. 60° betragen. Dann kann man eine Reepschnur in das dünnere Loch fädeln und mit einem Haken diese Schnur aus dem dicken Loch fädeln. So erreicht man eine Schlinge zum Abseilen.

Lösbare Schraube

lösbare Schraube

Bildnachweis [16]

Mit diesem Verfahren kann man eine Eisschraube als Fixpunkt nutzen. In solidem Eis ist diese Technik absolut sicher. Man sollte sie jedoch ausgiebig üben. Ansonsten kann es sein, dass man an einem Standplatz steht und die Eisschraube und das Seil nicht wieder bekommt. Grosse Sorgfalt ist außerordentlich wichtig. Vor dem Eindrehen der Schraube befestigt man an ihr eine Expressschlinge. Nun die Schraube ins Eis drehen bis die Schlinge am Eis ansteht. Die Schraube wieder herausdrehen und eine lange Prusikschlinge[17] an der Öse befestigen. Jetzt die Schraube wieder hineindrehen, wobei sich die Schlinge um die Schraube wickelt. Die Schlinge sollte sich straff aufwickeln und die Expressschlinge sollte frei bleiben. In den Expressschlingenkarabiner wird das Seil eingehangen. Durch eine Sackstichschlaufe wird der Rest der Prusikschlinge gefädelt und verknotet. Nach dem Abseilen wird durch Einholen des Seils, am richtigen Ende, die Schraube herausgedreht.