10 Regeln zum naturverträglichen Klettern

Hangstein bei Eisenach
Hangstein bei Eisenach
  1. Aktuelle Kletterregelungen beachten

    Kletterregelungen werden in vielen Regionen von der Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit sowohl mit den Kletter- als auch den Naturschutzverbänden aufgestellt. Jeder Kletterer sollte sich rechtzeitig darüber informieren. Ziel der Richtlinien ist es, den Schutz von Flora und Fauna sicherzustellen und zugleich den Kletterern den Spaß an ihrem Sport zu erhalten. Ge- und Verbote finden sich an Infotafeln in den Klettergebieten und in guten Kletterführern. Auch im Internet sind die Regelungen für alle deutschen Mittelgebirge unter www.kletterregelung.de nachzulesen.

  2. Persönlichkeit braucht keinen Individualverkehr

    Unsere Mittelgebirgsfelsen sind der Lebensraum zahlreicher Pflanzen und Tiere. Und nur wenn deren Zuhause intakt bleibt, können sie weiter existieren. Wer bei der Anreise in die Klettergebiete öffentliche Verkehrsmittel benutzt oder Fahrgemeinschaften bildet, verringert die berüchtigte Hauptursache für die drohende Klimakatastrophe – den CO2-Ausstoß.

  3. Nur zugelassene Parkplätze nutzen

    Wenn ihr schon mit dem Auto anreist, so stellt eure Fahrzeuge bitte unbedingt auf den dafür vorgesehenen Plätzen ab. Wildes Parken stört nicht nur die Anlieger oder Landwirte, deren Feldzufahrt versperrt ist, sondern schädigt auch die Vegetation.

  4. Nutzen bieten, Nutzen ernten

    Den Menschen in den Klettergebieten sollen von uns nicht volle Parkplätze, zugeparkte Straßenränder oder gar lärmendes Auftreten am Fels in Erinnerung bleiben. Nutzt die lokalen Gasthöfe oder offiziellen Zeltplätze für die Unterkunft: Der persönliche Kontakt mit den Anwohnern räumt sicher so manches Vorurteil aus – und vielleicht kennt der eine oder andere sogar Insider-Tipps.

  5. Nicht auf Abwege geraten

    Der Wald unterhalb der Felsen geht häufig in steile Geröllhalden über. Diese Biotope sind wegen ihrer flachgründigen Böden äußerst trittempfindlich. Haltet euch deswegen an die üblichen Zustiegspfade und ihr könnt euch an den hier heimischen Pflanzen – wie Hirschzunge, Rupprechtsfarn oder Schmalblättriger Hohlzahn – auch weiter freuen.

  6. Pflanzenbewuchs in den Felsen erhalten

    Für den Laien ist es nicht zu erkennen, aber oft setzt sich der Lebensraum Fels wie ein Puzzle aus einer Vielzahl von Teilbiotopen zusammen. Je nach Standort, Neigung und Struktur des Felsens bilden sich Kleinstbiotope. So entdecken wir plötzlich direkt neben einem steilen, kahlen Wandbereich eine sonnige Felsterrasse mit ausreichendem Erdreich, auf der viele unterschiedliche Pflanzenarten heimisch geworden sind. Wir sollten darauf achten, solche Felsen mit ausgeprägter Vegetation nur behutsam und die geneigten, stark bewachsenen Wandzonen gar nicht zu begehen. Felszonen, in denen das Beklettern den Bestand einer Art gefährdet, werden im Rahmen von Kletterkonzeptionen stillgelegt. Gesperrte bzw. offene Felsbereiche sind an den bundesweit einheitlichen Symbolen Kreuz und Pfeil zu erkennen.
    In den kleinen Rissen in der Felswand sowie in Spalten und Löchern kann sich Feinerde ansammeln und ein begrenztes Wasserreservoir bieten. Hier wachsen die eigentlichen Felspflanzen. Typische Felsspezialisten wie der Braune Streifenfarn, das Immergrüne Felsenblümchen, Traubensteinbrech oder Kugelschötchen wachsen unter diesen kargen Lebensbedingungen meist nur langsam. Fehlt es an Strukturen, die Erdablagerungen ermöglichen, und somit an Wurzelraum, werden die Felswände nicht von Farnen und Blütenpflanzen besiedelt, sondern von Algen, Moosen und Flechten. An silikatreichen Felsen, wie im Granit des Harzes oder im Pfälzer Sandstein, gedeiht ein besonders üppiger Flechtenbewuchs.

  7. Erklärt die Felsen nicht für vogelfrei!

    Während die geschützten, in den Felsen beheimateten Vogelarten brüten und ihre Jungen aufziehen, wird eine zeitlich befristete Sperrung verhängt. Nur so können seltene Vögel wie Wanderfalke und Uhu überleben. Informationen über befristete Sperrungen bieten Hinweistafeln an den Felsen oder das Internet unter www.kletterregelung.de.
    Die außergewöhnliche Tierwelt der Felsbiotope beschränkt sich nicht nur auf Uhu und Wanderfalke, Einige Beispiele:

    • Bei den Felsbewohnern unter den Insekten gibt es äußerst spezialisierte und seltene Arten. Die Larven des nur noch vereinzelt vorkommenden Apollofalters etwa haben sich auf die Blätter des Weißen Mauerpfeffers festgelegt. Ein weiterer Spezialist ist der Schmetterlingshaft, ein wärmeliebender Einwanderer aus südlichen Gefilden. Sein Verwandter, der räuberische Ameisenlöwe, ähnelt in seiner entwickelten Form einer Libelle. Dessen Larven graben im besonnten, trockenen Erdbcreich kleine Trichter, auf deren Grund sie auf ihre Beute lauern.
    • Nach Süden ausgerichtete Felsen und Geröllhänge sind der bevorzugte Lebensraum der in Mitteleuropa seltenen Mauereidechse. Weitere in unseren Felsen heimische Reptilien sind die in Geröllhalden und der Steppenheide lebenden Schlingnattern.
    • Zu den besonders gefährdeten felsbewohnenden Säugetieren zählen bekanntlich die Fledermäuse, die in Höhlen überwintern und sich häufig Felsspalten als Sommerquartiere wählen. Hier verbringen sie schlafend den Tag, um in der Dämmerung auf Beutejagd zu gehen.
    • Es gibt auch Vogelarten , die weitgehend an die Felsbiotope gebunden sind. Die bekanntesten sind Uhu, Wanderfalke, Dohle und Kolkrabe. Der seltene Berglaubsänger und die Zippammer brüten im Umfeld der Felsen Süddeutschlands, wo sich auch bisweilen der Mauerläufer als Wintergast aufhält.
  8. Abseil- und Umlenkhaken weisen den Weg

    Umlenk- und Abseilhaken unterhalb der Vegetationszone des Felskopfes haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Pflanzengesellschaften im „Gipfelbereich“ der Felsen zu schützen. Bitte nutzt diese Haken auch in der Zukunft – sie weisen euch den richtigen Weg.
    In der Übergangszone von der Felswand zu den Bändern und den Felsköpfen lässt sich eine typische Abfolge von Pflanzengesellschaften beobachten: Im Kalk werden die eigentlichen Felspflanzen mit dem zunehmenden Erdreich von der Steppenheide abgelöst. Auf Terrassen und in den Steilschrofen gedeihen Pfingstnelke, Hasenohrhabichtskraut und Blasser Schwingel. Weißer und Scharfer Mauerpfeffer, Ochsenauge sowie Blutroter Storchschnabel wachsen auf den farbenprächtigen und artenreichen Felsköpfen, den botanisch reichhaltigsten Zonen der Felsbiotopc. An sie schließt sich die Steppenheide an, ein buntes Gemisch aus Hochstauden, kleinwüchsigen Krautern, Gräsern, Sträuchern und einzelnen Bäumen.

  9. Klettergebiete sind keine Müllhalden

    Achtlos weggeworfene Abfälle verschandeln die Felsgebiete nicht nur optisch: Pflanzen und Tiere reagieren auf Veränderungen ihres Lebensumfeldes sehr empfindlich. Werft euren Müll deshalb in keinem Fall in die Landschaft, vergrabt Fäkalien und nutzt für Lagerfeuer nur die „offiziellen“ Feuerstellen!

  10. Sanierungen und Erschließungen mit dem lokalen Arbeitskreis abstimmen

    In vielen Klettergebieten wurden Arbeitskreise für Klettern und Naturschutz (AKNs) gegründet. Diese haben sich einen umweltgerechten Kletterbetrieb und die Erhaltung der Natur zum Ziel gesetzt und entwickeln entsprechende Vereinbarungen zur Erschließung von Neutouren. Nur wenn diese Beschlüsse auch eingehalten werden, können Felsbereiche geschützt und Konflikte vermieden werden.
    Die Adressen von Ansprechpartnern und Informationen zu Neutouren-regelungen finden sich in den meisten Kletterführern oder unter www.kletterregelung.de

Quelle: Merkblatt zum naturverträglichen Klettern“, DAV e.V., 2001