Besteigung des Mt.Cook (Aorangi) in Neuseeland – am Ende der Welt

Ostwand, links der „Zurbriggen-Ridge“

GipfelNach dreieinhalb Wochen Trecking, quer durch das schöne Land am anderen Ende der Welt, in der mich meine Freundin Conny begleitete, hatte ich mich mit Danny in Wanaka verabredet. Allerdings vor ca. 6 Wochen, in Deutschland. Nach einiger Zeit fand ich ihn dann auch und wir redeten erst einmal viel. Erlebnisse der letzten drei Wochen wurden ausgetauscht und Pläne für unsere geplante Mt.Cook Besteigung gemacht. Dabei wurde mir bewusst, dass Danny ein sehr erfahrener Bergsteiger ist. Deshalb machte ich mir auch etwas Sorgen, ob ich überhaupt mithalten kann. Außerdem hatte er schon die Besteigung des Mt.Aspiring hinter sich, und war damit natürlich gut akklimatisiert. Ich dagegen kam von Meeresniveau und überaus relaxt. Aber gut, wir organisierten uns eine Busfahrt zum Mt.Cook-Village und freuten uns auf die nächsten fünf Wochen, die noch vor uns lagen.

In Mt.Cook-Village angekommen, bemerkten wir gleich, wie gut es war so viele Lebensmittel mitzuschleppen. Nahrungsmittel und alle notwendigen Gegenstände sind hier unwahrscheinlich teuer. Hier besorgten wir uns dann einen Flug zum „Hochlager“ am Berg, die GOstwand„Plateau-Hut“ auf 2331m. Aber auch der Zeltlpatz im Village gibt manchmal die Gipfelsicht frei. Achten sollte man hier aber auf die Keas (Papageienart), die schnell mal ein verlassenes Zelt zu einem Oper Air Erlebnis machen. Am nächsten Morgen geht es dann endlich los, wobei das Flugerlebnis schon eine Reise wert war. Einen Flug kann man mit etwas Glück für 100 – 150 NZ$ bekommen kann. Einen Talflug kann man dagegen, wenn es noch freie Plätze gibt, schon für 50 NZ$ bekommen. Um dieses zu bekommen gibt es auf der Hütte ein Funkgerät, welches mit der Talstation verbunden ist. Auf dem Gletscher angekommen konnten wir dann auch endlich dem Gipfel in aller Ruhe bestaunen – wundervoll. Wir brachten unsere ganzen Vorräte in die Hütte und richteten uns einen Schlafplatz ein. Auf der Hütte herrscht immer großes Treiben, da alle Bergsteiger ständig mit Essen machen beschäftigt sind. Hier kann man sich auch die neusten Informationen abholen, Erfolge und Fehlschläge nachvollziehen. Aufgrund der Tatsache, dass man hier seine Tour über Funk ans Village weitergibt, wissen natürlich auch alle, was man vorhat. Dadurch wurden wir auch anfangs etwas belächelt. „So eine Tour, die jungen Spunde, …“ Unser Vorhaben die Ostwand zu besteigen, was seit dem Abrutschen des Gipfels im Jahre 1992 keiner gemacht hatte, nach Angaben im Hüttenbuch, schien für viele etwas übertrieben. Aber Danny machte mir Mut und ich fühlte mich der Sache auch gewachsen. Das Wetter war hervorragend, obwohl wir uns mit Lebensmittel für zwei Wochen eingedeckt hatten, da das wechselhafte Wetter berühmtberüchtigt ist. Der Wecker auf 0:00 Uhr gestellt und wir gingen nach einem ausgiebigen Abendbrot früh zu Bett.
In der OstwandUm 23.30 Uhr konnten wir beide schon nicht mehr schlafen und gingen vor die Tür und schauten nach dem Wetter – sternenklarer Himmel. Also machten wir uns fertig, kochten noch mal ausgiebig Tee und machten uns 0:45 Uhr auf den Weg.
Das Plateau beherbergt Unmengen von Spalten, deshalb sollte man sich unbedingt Anseilen. Am Bergschlund hatten wir einige Probleme den richtigen Einstieg zu finden. Nach einigen hin und her fanden wir dann unseren Startpunkt, banden uns aus und starteten in die Wand. Unsere Route sollte linker Hand von der „Zurbriggen-Route“ verlaufen. Ab jetzt war jeder auf sich selbst gestellt. Wir kletterten meist nebeneinander um uns nicht durch herunterfallende Eisbrocken zu gefährden. Die Firn- und Eisverhältnisse erwiesen sich als hervorragend bei einem Neigungswinkel von ca. 50° der Wand, wir konnten also zügig Ostwandaufsteigen. Ich erkletterte gegen 6:00 Uhr den letzten Teil des Normalweges, wobei ich noch einiges im zweier Felsgelände klettern musste und dann endlich, den Gipfel vor Augen, den Gipfelgrat erreichte. Danny stieg die Route etwas weiter links aus, wobei er sehr schlechte Verhältnisse in weichem Schnee vorfand. Er erreichte den Gipfel um ca. 8 Uhr und genoss den Ausblick. Ich folgte ihm dann eine Stunde später. Zufrieden und mit einem erhobenen Gefühl gratulierten wir uns. Wenig später machten wir uns dann auf den Rückweg, der uns noch einmal alles abverlangte. Ich war ziemlich geschwächt durch die Höhe und den Aufstieg. Außerdem hatten wir mit vielen Spalten und einem langen, in weichem Schnee, Abstieg zu kämpfen. Anderseits fehlte uns wahrscheinlich auch die nötige Motivation, die wir noch im Bouldern auf Castle HillAufstieg mit uns geführt hatten. Nach einigen Abseilen und langem Gehen erreichten wir dann doch endlich die ersehnte Hütte, die übrigens sehr schön, auf einem Felsabsatz mit Talblick, gelegen ist. Hier wurden wir dann von vielen beglückwünscht, die unseren Aufstieg verfolgt hatten. Sie sahen zwar nur zwei wuselnde Lichter, wie Glühwürmchen, wussten aber das wir uns im Aufstieg befanden. Wir hatten unser Vorhaben in die Wirklichkeit umgesetzt, traumhaft.

Alle die dieses wunderschöne Land bereisen wollen, sollten nicht davor zurückschrecken, den es ist „eine“ Reise wert. Die Menschen sind freundlich, die Natur ist wunderschön und das Erlebnis kann unerreicht sein.

Für weitere Informationen stehen alle Mitreisenden gerne zur Verfügung. Mailt mir einfach und ich werde versuchen Euch zu helfen.

Verwendetes Material:

  • Herrmann Froidl „Auswahlführer Neuseeland Traks und Gipfel“ ISBN 3-9802381-8-0
  • Nelles Guide „Neuseeland“, ISBN 3-88618-313-0
  • Climbing New Zealand – sämtliche Sportklettergebiete der Nord- und Südinsel
  • Klettergebiete und Informationen gibt es auf climb.co.nz