Klettern in Südafrika

Eigentlich sollte mich die diesjährige Reise in die Höhen des Ama Dablam führen. Aus einigen Gründen habe ich dann doch abgesagt und Volker ist mit Axel erfolgreich auf dem Gipfel dieses Traumberges gewesen. Trotzdem konnte ich natürlich den Rucksack nicht in der Ecke liegen sehen und eine andere Ecke der Welt war schnell gefunden, Danny und Hartwig sind für vier Wochen in Namibia, danach will Danny Südafrika erkunden und bisher war er noch alleine. Schnell wurden gemeinsame Zeitpläne gemacht und die Vorbereitung konnte beginnen.

Für einen Trip Nach SA muss man eigentlich kaum Vorbereitungen treffen, alles ist schnell gepackt, einzig das Gewichtsproblem auf den Flügen machte mir ein wenig zu schaffen, denn bei max. 20kg Fluggepäck (incl. Handgepäck) sind Stopper, Friends, Seile und weiteren Ausrüstungsgegenständen, wie Zelt und Kocher doch zu schwer. Mit einigen Tricks ging es dann aber doch und es konnte losgehen.
Ziel war es, so viel wie möglich zu erkunden und dabei alle Möglichkeiten der südafrikanischen Klettermöglichkeiten zu befingern. Dafür stand uns ein Mietwagen und vier Wochen Zeit zur Verfügung. Gleich Vorweg, die Kletterei ist traumhaft und wer sich nicht besondere alpine Ziele im Vorfeld auswählt, der kann getrost die Sicherungsmittel zu Hause lassen, einzig Expressschlingen sind erforderlich und genügend Magnesia. Ein Zelt und die nötigen Utensilien sind ebenso hilfreich, denn die besonders schönen Klettergebiete, zumindest habe ich es so empfunden, befinden sich oft abseits der Zivilisation, wenn nicht sogar in der Wüste bzw. Halbwüste. Hier kann man ungestört Klettern und das Leben genießen. Fester, rauer Fels, meist Sandstein, sehr gut abgesicherte Touren und eine traumhafte Landschaft sorgen für überragenden Klettergenuss. Einziger Wehrmutstropfen, ein gewisses Niveau sollte man mitbringen, die meisten Routen gibt es ab dem 18ten (6a) Schwierigkeitsgrad, Tendenz steigend, bis zu 34 (9a), siehe Schwierigkeitsgrade im Vergleich.
Aber Südafrika ist nicht eine oder mehrere Reisen wert, wegen seiner Topgebiete für Kletterer und Boulderer, auch für das Entdecken von Land und Leuten ist dieses Land empfehlenswert. Ein Land voller Kontraste und wunderbarer Landschaften. Die Tierwelt sorgt für hängende Unterkiefer und ausgelastete Fotoapparate. Aber darauf möchte ich hier gar nicht so eingehen, denn es gibt eine Menge guter Artikel und Tipps dazu im Netz, ganz zu schweigen von der Vielzahl an Reiseführern. Nur als Tipp am Rande, ich habe mich noch für einige Zeit bei einem Stamm der Lesotho aufgehalten und war dort alleine, so dass ich schnell mit den Dorfbewohnern in Kontakt gekommen bin. Ein Highlight, sollte man machen. Dazu benötigt man ein Allradfahrzeug oder Zeit und Ausdauer bei der Beinarbeit, da man das Gebiet nicht anders erreichen kann. Wem da auch zu teuer ist, der nimmt sich ein Quad für die Zeit – habe damit tolle Erfahrungen gemacht und das Fahren quer durch über die Pisten macht nach dazu riesigen Spaß.

Karte

Nun zu den einzelnen Gebieten, die ich ein wenig vorstellen möchte. Natürlich kann ich hier nicht alle Gebiete vorstellen, aber ich treffe eine Auswahl aus den Gebieten, die ich aufgesucht habe. Um alle Gebiete dieses Landes aufzusuchen, welches so groß wie Frankreich und Spanien zusammen ist, erfordert dann doch noch ein wenig mehr Zeit.

Ausgangspunkt war Kapstadt, eine Stadt zum Leben und Spaß haben. Von hier aus kann man schnell und einfach einige Klettergebiete erreichen – dazu zählen alle Gebiete von Cape Peninsula. In Kapstadt besteht auch die einzige Möglichkeit einen Kletterführer zu erwerben, besser ist es, diesen von Europa mitzubringen. Beste Aussichten hat man ansonsten in der lokalen Kletterhalle.
An den Felsen um Kapstadt ist vorrangig Sportklettern und Bouldern angesagt – bester Fels, fest und rau, viel Granit und Kalk ist hier anzutreffen.

Für uns sollte die Reise erstmal Richtung Wüste gehen, den ich liebe ruhige Gebiete, in denen ich mich auf das Wesentliche beschränken kann – Klettern, Spaß haben, genießen – einfach Leben, ohne den Stress und die Nebensächlichkeiten des Alltags. Dazu steuerten wir gen Norden, immer die N7 lang. Dabei wird man schon gut unterhalten, es gibt immer etwas zu sehen.
Aufpassen, wer sich auch den entlegensten Klettergebieten nähern will, benötigt ein Auto, bei dem der Vermieter nicht verärgert ist, wenn mal ein „Kratzer“ am Wagen ist bzw. das ganze Auto sandgestrahlt ist und der Unterboden, sowie Radkästen eigentlich nicht mehr im Originalzustand sind. Die Pisten verlangen dem Wagen viel ab, und im Laufe der Reise fährt man 100e von Kilometern nicht mehr mit 30km/h, wie man es hier bei derartigen Pisten machen würde.
Folgt man der N7 bis Clanwilliam, so erreicht man irgendwann die Gebiete um Cederberg und den Rocklands. Aus diesen Gebieten kommen die vielen tollen Bilder, die man vielleicht schon aus diversen Magazinen kennt. Traumhaft fester Granit, der das Aussehen von Sandstein hat, mit schier unendlichen Griffmöglichkeiten. Boulder in allen Größen und Schwierigkeiten. Das Cederberggebiet ist vor allem für Leute gut, die Ruhe beim Klettern haben wollen. Hier sollte man auch Zelt und Verpflegung ausreichend mitnehmen, ebenso genügend Wasser. Hier befindet man sich in der Wüste bzw. Halbwüste. Bis zum nächsten Verpflegungspunkt ist es weit. Die Aussicht ist grandios und man findet Unmengen Fels mit Potenzial. Für alle Erschließer ist hier ein Paradies vorhanden.
Die Rocklands sind noch mal ein Stück weiter, aber die Anfahrt ist überaus lohnend. Hier gibt es einen Zeltplatz und auch Einkaufsmöglichkeiten. Die Rocklands selbst, sind so groß, dass man sich schnell verläuft und die Übersicht verliert – Felsen, so weit das Auge reicht. Selbst Lokals sind hier nur an den Felsen anzutreffen, die man im Führer findet. Viele Touren, vor allem Boulder, sind von bekannten Größen erschlossen und dementsprechend schwer. Aber auch hier kann man sich Unmengen neue Routensuchen oder einen der vielen Boulder erst begehen. Auch hier dominiert der überragend feste Fels, dem man mit den „Eisenplatten“ in Sachsen vergleichen kann. Hat man erst das vertrauen in den Fels, dann heißt es nur noch genießen und steigen. Die Absicherung ist vorbildlich. Erfreulicherweise ist das Gebiet nicht überlaufen, ganz im Gegenteil, wir waren fast immer alleine.

Hat man sich hier ausgetobt, so sollte man die vielen Gebiete der Kletterführer ignorieren und sich auf wesentliche Größen beschränken. Deshalb empfehle ich nun einen Trip nach Paarl, dieses Städtchen darf man nicht auslassen. Hier finden sich eigentlich nur drei Blöcke, allerdings sind die so groß, dass man sie nicht überschauen kann. Hier beherrscht Reibungskletterei das Geschehen. Die leichteren Passagen sind in der Regel „RunOuts“ und ein Umkehren ist so gut wie nicht möglich. Die Kletterei ist traumhaft und hat man sich erstmal an die Reibung gewöhnt, dann kann man den festen Granit mit seinen rauen „Knubbeln“ empor tanzen.


G Maps Kartenansicht

Im weiteren Verlauf sollte man unbedingt Station in Montagu machen. Im der Weingegend leben recht wohlhabende Einwohner und da scheint es Einige zu geben, die sich dem Erschließen von neuen Gebieten verschrieben haben. Hier gibt es auch die Möglichkeit Mehrseillängentouren zu klettern. Auch hier muss man sich um nichts kümmern. Wer will, der geht Klettern und sucht sich eine Unterkunft im Ort. Einladende Cafes sorgen für den neuen Schub und im Hotelkomplex findet sich auch eine Bar. Die dortigen Felsen kann man nur zu den Öffnungszeiten des Hotels bzw. Schwimmbad aufsuchen. Also aufpassen, dass ihr das Gelände wieder rechtzeitig verlasst, sonst muss man einen riesigen Umweg laufen oder über Nacht bleiben. Auf jeden Fall gibt es in der Umgebung von Montagu viel zu tun und man kann, je nach Sonnenstand, die passenden Felsen und Routen wählen. Hier ist der Fels übrigens dem Porphyr in Thüringen recht ähnlich, wenn auch rauer und nicht brüchig.

Um das Land aber so zu erleben, wie ich es lieben gelernt habe, will ich nicht zu viel verraten. Denn gerade die Suche nach etwas, in einem fremden Land, sorgt doch oft für Überraschungen, die die Erinnerungen prägen und das Erlebnis formen. Wer allerdings Fragen oder Anregungen hat – ich freue mich über jede freundliche eMail mit hilfreichen Tipps, aber auch Fragen.

Verwendetes Material:

  • Western Cape Rock, Tony Lourens, ISBN: 0-620-33272-7, (Gebiete der SW-Küste, siehe Karte oben)
  • The Restaurant (at the end of the universe crags), Gustav Janse van Rensburg, ISBN: 0-620-31108-08, (vorranig NO, Gebiet 250km vor Johannesburg)
  • Cape Rock, Julian Fisher, (vorrangig Gebiete um Kapstadt und Cederberg)

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