Von einem der Auszog, dass Slacklinen zu lernen

Endlich gehenSeit nun mehr vier Wochen bin ich mit einem zweiten Virus, neben dem des Bergvagabunden, infiziert – dem Slacklinen. Der Spaß ist groß, auch wenn es eine Weile dauert, bis man sich das erste Mal von einem zum anderen Ende begibt. Einige kleine Eindrücke und Tipps zum Erlernen und Erleben dieser noch recht jungen, zumindest in Europa, Sportart, werde ich im Folgenden widergeben.
Was mich besonders daran begeistert? – ist die Fasziantion, die von einem Band ausgeht, welches wenige Zentimeter über dem Boden gespannt ist und dem Anfänger sehr schnell seine Grenzen zeigt. Wieder einmal sieht es leicht aus. Trotz vieler Versuche bis zum ersten Gang über die Line ist die Begeisterung ungebandt und die Lust immer wieder von neuem Entfacht.
Die Line ist schnell gespannt, zwei Bäume finden sich immer, und schon kann es losgehen. Ähnlich wie beim Bouldern ist der Spaß in der Gemeinschaft noch größer, das Pushen und Anfeuern verleiht Flügel und es ist wunderbar die Anderen zu sehen, wie sie sich genauso abmühen und den ganzen Körper einsetzen um einige Zeit länger auf der Line zu bleiben.
Die Line zeigt einem Muskelgruppen, die man im Vorfeld oft nicht kannte und man glaubt nicht, dass das Gehen auf wenigen Metern bzw. das Stehen auf der Line anstrengend sein kann.

Was ist die Slackline ?

Die „Slackline“ ist nichts anderes als eine „lockere Leine“. Die Idee des Slacklinen wurde in den USA geboren und durch Personen wie Heinz Zack nach Europa getragen. In den USA steht man bereits seit Ende der siebziger Jahre auf dem Band. Die Slackline ist, im Gegensatz zu einem Seil, nicht rund, sondern ein ca. 20mm breites Band. Die Idee kam von Kletterern, die ihre Gleichgewichtsfähigkeit verbessern wollten und somit ein einfaches Gleichgewichtstraining zur Verfügung hatten. Die Bewegung um das Slacklinen an sich, wurde erst in den Achtzigern geboren. Nun war es nicht mehr nur Training für das Klettern, sondern es war eine eigenständige Sportart geworden. Geführt wurde diese neue Sportart von Chongo, der auch heute noch ein Meister dieses Sportes ist, und Scott Balcom. Dabei kamen schnell Tricks und Kniffe hinzu, die mehr waren, als „nur“ das eigentliche Gehen auf der Line. Auch die erste Highline, eine Slackline, die in großer Höhe gespannt ist, kam hinzu und Scott Balcom war damit der Erste, der eine Highline überquerte. Das war schon 1985 am Lost Arrow Spire im Yosemite Tal. Seither ist Slacklinen eine Erscheinung in vielen Klettercamps, wie im legendären Camp 4, im besagten Yosemite Tal, in den USA.
Die entscheidende Wende brachte dann Dean Potter in den neunziger Jahren und belebte diesen Sport neu. Auch heute zählt Potter zu den großen Persönlichkeiten im Kletter- und Slacklinesport.
Im Camp 4 wurden nun auch immer mehr europäische Kletterer mit dieser spaßigen Sportart infiziert, sie wurden Fans derselben und brachten sie nach Europa. Der schon erwähnte Kletterer und Fotograf Heinz Zak war dann auch der erste Highliner in Europa und überquerte in seinen Heimatbergen eine Highline, welche der Highline am Lost Arrow Spire in nichts nachstand (2003).

Sicherheit beim Slacklinen

BefestigungDas Spannen einer Slackline erzeugt große Kräfte und deshalb sollte man sich immer an einige Regeln halten, schon um andere Personen nicht zu gefährden. Ebenso gilt es den Baum oder andere Befestigungsgegenstände zu schützen und darum einen Schutz (Teppich etc.) zu verwenden.
Die Line besitzt im gespannten Zustand eine Vorspannung bis zu 4KN = 400kg, vor allem bei kurzen Leinen ist die Vorspannung groß. Bei Bewegungen und Sprüngen auf die Leine, kommt es schnell zu Kräften von ca. 10kN. Alle Komponenten einer Line müssen diese Kräfte aushalten. Kommt es zum Riss oder Bruch im System wird aus der Line schnell ein gefährliches Geschoss.
Grundlegend sollte keine Hardware, die man zum Klettern einsetzt, verwendet werden. Die Bruchlast eines querbelasteten Karabiners liegt bei ca. 5kN, dass ist für eine Slackline nicht ausreichend. Ebenso das Band und die Verbindung zum Mast oder Baum muss die Kräfte aufnehmen können. Schon deshalb sollten Bäume mit einem Mindestumfang on 300mm verwendet werden. Weiter Vorteil von kräftigen Bäumen ist, dass sie beim Gehen nicht schwingen und somit die Line ihre Spannung behält. Das Gehen ist dadurch ein wenig leichter. Unter diesem Aspekt steht auch die Entscheidung für Gurt- oder Schlauchband, als Komponente für die Line. Schlauchband hat eine höhere Dehnung, ca. die Doppelte, von Gurtband, und ist somit ein wenig schwieriger zu begehen. Ebenso lässt sich Gurtband wesentlich besser mit einer Ratsche vorspannen und auch der Wickelumfang an der Ratsche ist kleiner als beim Schlauchband. Kommt es zum „Schuss“, also die Line reißt oder eine Komponente bricht, so ist der „Schuss“ mit dem Schlauchband wesentlich dynamischer und ist mit einem Pfeil, nach dem Abschuss vom Bogen, zu vergleichen.
SpannenUm sich selber ein Slacklineset zusammenzustellen, sollte man die Utensilien in einem guten Werkzeugladen erwerben. Industrielle Hebezeuge und Kranutensilien weisen die nötigen Bruchlasten auf. Im Fachhandel bekommt man außerdem Rundschlingen und Stahlverbinder (Schäkel) um die Line an Bäumen festzumachen.
Allerdings ist es mittlerweile auch möglich, sich ein Set zu kaufen, fertig mit allen nötigen Materialien. Der Händler eueres Vertrauens sollte dazu sicher einige Angebote haben, derzeit gibt es zwei Hersteller von Slackline-Sets auf dem deutschen Markt.

Soll die Slackline in großer Höhe aufgebaut werden, so nennt man sie eine Highline – die Line befindet sich also nicht mehr in Absprunghöhe. Dazu sind einige weitere Sicherheitsfaktoren zu berücksichtigen, da hier der eventuell Stürzende zu sichern ist. In der Regel wird hier die Line doppelt gesichert und zusätzlich wird unterhalb des Bandes ein Kletterseil angebracht, was im Sturzfall den „Highliner“ auffängt und die Kräfte des Sturzes aufnehmen kann. Um die besten Vorraussetzungen beim Gehen zu ermöglichen ist es sinnvoll, das Band und Seil mit Tape aneinander zu binden, damit laufen die Sicherungskarabinern, die vom Sicherungsgurt (Klettergurt) des „Highliners“ kommen, wesentlich besser. Weiterhin sollte das Stürzen geübt werden. Bei einem Sturz sollte man mit dem Gesicht zur Line springen und sich mit den Händen an der Line festhalten, damit der Fall kontrolliert abläuft. Um den Fangstoß möglichst gering zu halten, kann ein Klettersteigset als Sicherung, anstatt statischer Schlinge, genutzt werden.

Die ersten Schritte

TanzenGrundlegens – es dauert eine Weile, bis man zum gewünschten Ziel kommt, der „gemeine Stadtmensch“ hat die erforderliche Eigenschaft verloren – Dran bleiben ist die Devise und üben, üben, üben.
Zuerst sollte man das Gehen außer acht lassen. Konzentriere dich vorerst auf das Aufstehen – sicher auf das Band und Stehen. Kannst du sicher stehen und ausgleichen, so ist das Gehen ein logische Konsequenz.
Mit Schuhen oder barfuss? – das ist eigentlich egal. Versuche beides und entscheide dich. Gehst du barfuss, so ist das Gefühl für die Line besser aber die Drehungen sind ein wenig schwerer, da die Reibung erhöht ist. Gehst du mit Schuhen über die Line, so versuche es mit Schuhen ohne Profil. Eine glatte Sohle erleichtert das Stehen.
Je nach Länge der Line gibt es einen Punkt, bei dem man am leichtesten auf die Line kommt – bei einer 10m-Line ist er bei ca. 2m. Diesen werdet ihr recht schnell finden. Dort heißt es nun aufsteigen. Für Rechtshänder ist es oft leichter, mit dem rechten Bein auf die Line zu steigen und sich mit dem Linken anzudrücken und den notwendigen Schwung zu geben. Hier wirst du schnell merken, dass es gar nicht so wichtig ist, die Line bis zum „Anschlag“ zu spannen, denn Schwingung ist wichtig für den Körper. Eine zu steife Line, das ist besonders in Richtung der Fixpunkte so, erschwert das Stehen und Gehen.
Nicht mit Kraft drücken, sondern mit Schwung, schnell aus dem Bein heraus. Dann recht schnell das zweite Bein mit auf die Line holen.
Achte darauf, dass deine Füße immer längs auf der Line stehen, nicht quer. Dies ist wichtig für den Sturz. Bis du das Slacklinen richtig beherrschst, wird es zu einigen Stürzen bzw. Absprüngen kommen. Diese sollten kontrolliert sein, sonst könnten die Stürze böse Folgen haben. Aus diesem Grund sollen auch die Füße in Längsrichtung auf der Line stehen, denn so fällst du, bei einem unkontrollierten Sturz auf die Seite, nicht auf Gesicht oder Rücken. Die Line hat eine Menge Schwung und kann dich schnell in „weite Ferne“ bringen.
Zu Anfang wirst Du das Große Zittern bekommen. Lass Dir nicht den Mut nehmen. Versuche locker zu bleiben. Konzentriere dich auf das Aufstehen und den Abgang. Für spätere Experimente ist dies wichtig, denn dann beherrscht du das Abgehen von der Line. Balanciere am Aufstiegspunkt, übe das Stehen und kontrollierte Ausgleichen mit dem Körper. Setze deine Hüfte ein, nicht nur die Arme – bleibe dabei immer locker, nicht verspannen.
Anfangs hilft es, wenn man sich helfen lässt. Eine kleine Hilfe wirkt wunder und gibt einem schon einen kleinen Einblick in die Faszination des Slacklinens.
Stehst du auf der Line, dann fixiere mit den Augen einen Punkt am anderen Ende. Schaue nicht steil nach unten auf deine Füße. Der Kopf sollte nach vorn sehen, das hält dich im Gleichgewicht und gibt Dir Stablilität. Es gilt immer locker zu bleiben – Atme durch den Mund und lass die Gedanken an „Nebensächlichkeiten“ fallen. Konzentriere dich auf dich und die Line. Spüre die Schwingung, die dein Körper an die Line übergibt und gleiche sie aus.
Beherrschst du nun das Stehen, dann kommen die ersten Schritte und schnell löst sich der Knoten und du wirst Gehen.

Schon jetzt viel Spaß beim Slacklinen und wir sehen uns dann auf dem ersten Slacklintreffen Thüringens, egal ob du noch in den Anfängen steckst oder schon den „Salto auf der Line beherrschst?!

Weitere Informationen:

Heinz Zack gibt eine Reihe von Informationen auf seiner Homepage.
Ebenso bekommst du Infos zum Slacklinen und die nötige Hardware bei Invia und AustriaAlpin.