Abenteuer Himalaya

Autor: Helmut

Die Trekkingtour
Unterwegs auf dem Dach der Welt

Am 10. Oktober trafen sich am Bahnhof Eisenach 15 Sportfreunde, denen eins gemeinsam war : Fernweh – etwas Abenteuergeist und die Liebe zu den Bergen. Dabei spielte das nicht mehr ganz jugendliche Durchschnittsalter von 51 Jahren und die Zusammensetzung aus 7 weibliche und 8 männlichen Personen unterschiedlichster Berufe keine negative Rolle. Das Ziel war der Himalaya in Nepal, um den 8172m hohen Dhaulagiri ( weißer Berg ), den 7- höchsten Berge der Erde hautnah fast ganz zu umrunden. Dies geht nur in der Überschreitung von 2 über 5.200 m hohen Pässen.

Drei von uns hatten einschlägige Erfahrungen, die anderen waren noch nie so hoch gestiegen und wussten demzufolge nicht, wie sie mit den Risiken des Höhenbergsteigens zurecht kommen würden.
Organisiert per E – Mail wurde die Reise von Bernd direkt mit einer nepalesischen Agentur namens “ Multi Adventure „, die uns als zuverlässig bekannt war. Von Frankfurt aus flogen wir mittels Thai – Airlines über Bangkok nach Kathmandu, der quirligen, ca. 600.000 Einwohner zahlenden Hauptstadt Nepals.
Am Flughafen erwartete uns Nima, der Leiter von Multi Adventure, sowie Tschenga, unser Führer auf der Tour, mit gelben Empfangstüchern, die traditionsgemäß jeden von uns zur Begrüßung um den Hals gelegt wurden. Die Fahrt zum Hotel offenbarte das totale Verkehrschaos : Rinder, Hunde, Ziegen, Fußgänger, Fahrrad – und Motorradfahrer, Busse, LKW sowie Rikschas schieben sich bei Linksverkehr hauteng unter lauten Gehupe aneinander vorbei. Auch die Straßen sind kaum als solche zu bezeichnen.

Der Dhaulagiri
Der Dhaulagiri

Das abendliche Empfangsessen im Hause von Tschenga war so, wie es auch auf der Tour sein sollte – Knoblauchsuppe, Momos (mit Gemüse gefüllte Teigtaschen), Tschapati (Fladenbrot), Reis, Gemüse, zerhaktes Huhn – oder Ziegenfleisch. Die dabei gegeigte Freundlichkeit – und Fröhlichkeit von Seiten unserer Gastgeber sollte uns auf der ganzen Reise begleiten.
Anderentags war die Besichtigung der 3 Hauptheiligtümer der zweigläubigen Stadt organisiert. Zuerst war das buddhistische Heiligtum, die Stupa von Svayambhunath an der Reihe. Diese thront auf einem ca. 100 m hohen Hügel im Westen der Stadt. Die Stufen hinauf sind bevölkert von Pilgern, Händlern, Affen und natürlich von Touristen. Im Gegensatz dazu darf das hinduistische Hauptheiligtum der Stadt, der Shiva geweihte Tempel von Pasupatinath, von Fremden nicht betreten werden. Wir konnten nur vom jenseitigen Ufer des heiligen Flusses Bagmati die Verbrennung der Toten ansehen, deren Asche dann den Fluss übergeben wird. Auch hier viele Affen (heilige Tiere wie Rinder und Ratten) sowie bunt gekleidete, bärtige Saddhus (Heilige Männer).
Zum Schluss umrundeten wir noch die große Stupa von Bodnath, wobei auch wir die rundherum angebrachten Gebetsmühlen drehten, damit die heilige Formel „Om mani padme hum“ unserem Vorhaben günstige Erfolgschancen beschere.
Am 13. wurde das Gepäck auf einen Bus geladen und wir fuhren rasant über kurvenreiche Straßen via Pokhara nach Beni, dem Ausgangsort unseres Trekkings (d.h. mehrtägige Gebirgswanderung). Unterwegs viele Kontroll – und Schutzposten von Militär und Polizei wegen der rebellischen Maoisten. Dieser Umstand führte dazu, dass einige Träger wegen nicht einwandfreier Ausweise zurückgewiesen wurden und wir einen Tag in Beni bleiben mussten, damit Tschenga neue Träger anwerben konnte.
Wir nutzten diesen Tag zu einer kleinen Wanderung in ein typisch nepalesisches Dorf. Der Weg war gerahmt von sorgfältig terrassierten Reis, Mais – und Hirsefeldern. Im Dorfe selbst gab es an Haustieren: Rinder, Wasserbüffel, Esel, Pferde, Maultiere, Ziegen, Schafe, Hunde und Hühner.

Kinder in Nepal
Kinder in Nepal

Der 15. sah den Aufbruch unserer kleinen Karawane: 15 Touristen und 5 Führer und 5 von der Küchenmannschaft sowie 26 Träger. Diese trugen gewaltige Lasten, zwischen 40 – 50 kg, denn auf diese Art und Weise mussten unsere Zelte, das Küchen-, Messe- und Toilettenzelt, 15 Seesäcke und Schlafmatten, sowie die gesamte Verpflegung für 2 Wochen und die Küchengeräte nebst Kocher, Brennstoff und Lampen transportiert werden.
Ein Tagesablauf sah folgendermaßen aus:
– Freundliches Wecken mit Reichen von Tee und Waschwasser ans Zelt.
– Frühstück an Klapptischen und auf Klappsitzen im Freien. Dieses bestand aus Tschapatis, Morgensuppe, Müsli, Eiern etc. zu trinken gab es Milch, Kakao, Tee und etwas was als Kaffee bezeichnet wurde.
– Abbau der Zelte und Zusammenpacken
– ca. 3h Marsch
– 2h Mittagspause, in der für uns gekocht wurde
– 2 – 3 h Marsch
– Aufbauen der Zelte (vielfach von der Mannschaft bevor wir eintrafen),
– Teatime
– Abendbrot im Messezelt: Suppe mit eine Art Kräcker, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Gemüse – alles scharf und mit viel Knoblauch, warme Büchsenobstnachspeise und Getränke (bei Hochtouren muss viel getrunken werden).
– Danach ging es zum Schlafen ins Zelt, denn die Träger schliefen im Messezelt ( ca. 21.oo ).

Menschen in Nepal
Farbenfrohe Kleidung

Die ersten 3 Tage unseres Trekkings ging es noch durch subtropische Kulturen, da Beni nur 800 m hoch liegt und bis ca. 1.500 m Bananen wachsen. Der 3. Tag brachte gleich Zwei böse Überraschungen. Die erste geschah in der Mittagspause am Bach Dara – Khola als Christel und Anni beim Waschen ausrutschten.
Die 2. kam am Abend in Form eines Maoisten der pro Tourist 1.000 Rupien (etwa 14-,- Euro) von Tschenga forderte und bekam. Damit kaufen sich die nepalesischen. Agenturen quasi frei und wir konnten unbelästigt weiterziehen (sogar eine Quittung wurde ausgestellt). In den Dörfern oberhalb Benis gibt es keine Präsenz, von Militär und Polizei mehr. Dies ist Maoistengebiet.
Vom letzten Dorf Boghara (2.080 m über NN), wo wir im Hühnerhof zelteten und Annis 46. Geburtstag begingen (die Küche backte mit primitivsten Gerätschaften eine Torte!) wanderten und hangelten wir durch den feuchten üppigen Bergurwald bestehend aus Rhododendren unten und Himalayatannen weiter oben. An Tieren sichtigten wir dabei große, an Felsen geklebte Bienenstöcke und auch einen zeternden Affen; natürlich auch viele Vogel, die das Herz unseres Hobby – Ornithologen Manfred höherschlagen ließ. Der Übergang übet eine aus 4 dünnen Baumstämmen bestehenden Brücke kostete fast 1h und ergab viel Spaß sowie viele Fotos.
Am Italy – BC ( Basis – Camp, 3.500 m ) direkt zu Füßen der Dhaulagiri – Ostwand, wurde zur besseren Akklimatisation der einzige Ruhetag unserer Tour eingelegt. Hier gab es auch den ersten Schnee bei leichten Frost. Der Weiterweg führte durch eine enge Schlucht, die sehr Steinschlag – und Lawinengefährdet war. Der Beweis kam, nachdem wir die Stelle passiert hatten und weiter oben bereits auf dem schuttbedeckten Charbardan – Gletscher bei der Mittagspause waren, als eine gewaltige Eis – und Schneelawine niederging und die ganze Schlucht mit Schneestaub ausfüllte.
Über das Lager 4.360 m erreichten wir am 9. Tag das Dhaulagiri – BC (4.740 m), von dem aus die Besteigungen über den Normalweg auf den Dhaulagiri ihre Ausgangsposition haben. Bis zum Jahresende 1999 haben übrigens 290 Bergsteiger den Gipfel des Dhaulagiri erreicht (2.768 haben bis dahin insgesamt auf einen der 14 Achttausender gestanden, davon 874 auf dem Everest).
Hier trafen wir zum wiederholten Male mit 3 anderen Gruppen zusammen, die parallel zu uns unterwegs waren : 12 Bergsteiger vom Summit – Club, 7 Belgier und 5 Franzosen, so dass die auf dem unebenen Gletscher errichtete „Zeltstadt“ ca. 40 Zelte und 140 Bewohner umfasste. Auch ein Abenteuerhund begleitete uns freiwillig auf der gesamten Strecke.

Flussüberquerung
Flussüberquerungen sind Pflicht

Am 24. war dann der „Tag der Wahrheit“, die Überquerung des 5360m hohen French – Col (Franzosen – Pass). Unter größter Anstrengung schafften dies alle, für 12 von uns war es Höhenrekord. Völlig erschöpft war Christel, die leicht Höhenerkrankt war. Das Lager auf 5050 m Höhe im Hidden – Valley kann bei Schlechtwettereinbruch leicht zur Falle werden, da anderentags noch der 5250m hohe Thapa – La überwunden, werden muss. Doch wir schafften auch dies und lagerten bereits mittags auf 5.150m, dem höchsten, kältesten (-15° C) aber traumhaft zu Füßen der Tukuche – Nordwand (6.920 m) gelegenem Lager. Christel und ihr Mann Achim jedoch stiegen unter Begleitung eines Führers und eines Trägers sofort weiter ab, um die Höhenkrankheit nicht kritisch werden zu lassen. Der kommende Tag war für die „Kür“ vorgesehen, die Ersteigung des Thapa – Peak (6035 m). Bedingt durch Höhenbeschwerden und Auswirkung von Erkältungen versammelten sich um 3:00 jedoch nur 7 von den restlichen 13 zum Gipfelsturm. Bei Vollmond und mit 3 Sherpas als Begleitung ging es stundenlang langsam unter häufigem Stehenbleiben zum „Luftschnappen“ aufwärts. Der Sonnenaufgang bei wolkenlosen Himmel war wunderschön. Bei ca. 5800m konnten Sylvia, Helga, Klaus und Detlef, ihren inneren „Schweinehund“ nicht mehr niederhalten und sie gaben auf. Der restliche Aufstieg am Grat wurde technisch etwas anspruchsvoller, aber um 7:30 standen Manfred, Günther und Helmut nebst den 3 Sherpas am Gipfel. Gegenseitige Gratulationen, viele Fotos und das Betrachten der nahen Massive von Dhaulagiri und Annapurna (8.091 m) füllten die halbe Gipfelstunde aus.
Als wir nach 2 h wieder unten waren, gab es weitere Gratulationen aber auch eine Überraschung. Für Mittag war noch der lange Abstieg ins tiefere, damit wärmere Lager „Jakweide“ (4290m) vorgesehen.
Dies war natürlich sehr anstrengend, wurde aber bei starken Wind kurz vor Einbruch der Dunkelheit auch geschafft. Wie der Name „Jakweide“ besagt, gab es ringsum spärliches Gras, aber leider keine echten Jaks, sondern nur Dzongs, ein Bastard aus Rind und Jak.
Der folgende Abstiegstag führte durch Blumen, dann Zwergwacholder, Wacholder, Eiben, Kiefern und Tannen, also Wald und vielen interessanten Felsformationen bis zum auf 2.600m gelegenen Dorf Marpha. Unterwegs gab Tikaram, unser Koch und Stimmungsmacher noch eine Probe seiner Sangeskunst. Es ertönte der „Expeditionshit“ – Jessam Tririli.
Unsere Zelte standen nun unter Apfelbäumen. Äpfel und Bier waren die Empfangsgaben. Der Ort Marpha ist sehr idyllisch mit gepflasterter Dorfgasse, vielen Läden, die tibetanische Volkskunst anbieten. Rein buddhistisch, gehört er schon zum früheren Königreich Mustang.
Eine Klosterbesichtigung und diverse Einkaufe vervollständigten den Tag.
Am 28. wurde die letzte Etappe am Khola Kandaki aufwärts nach Jomosom (2.700m) bewältigt. Damit waren ca. 200 km und 10.000 Höhenmeter (nur aufwärts gerechnet) absolviert. Wir zelteten direkt am kleinen Flugplatz und flogen am frühen Morgen über Pokhara nach Kathmandu zurück.
Geflogen wird nur zwischen 8 – 11 Uhr, da die Strecke durch die tiefste Schlucht der Erde, die Kola – Kandaki – Schlucht zwischen Dhaulagiri und Annapurna führt und nur auf Sicht geflogen werden kann. Spätere Wolkenbildung und zunehmender Wind sind für 16-sitzige Twinotters zu gefährlich (im Sommer gab es hier einen tödlichen Absturz einer deutschen Gruppe).
Zurück in Kathmandu, gönnten wir uns neben ausführlichen „Reinigungsorgien“ noch eine Fahrt mit dem Fahrradrikscha zum Jurbar – Square, dem Tempelbezirk von Kathmandu. Orientalische Architektur mit kunstvollen Holzschnitzereien zeichnen diese hinduistischen Tempel und ehemaligen Königspaläste aus. Auch die Kumari, ein ausgewähltes „heiliges Mädchen“ zeigte sich uns kurz am Fenster. Nach der 1. Menstruation muss diese dann abtreten und wird durch eine etwa 5 – 6 Jahre altes Mädchen ersetzt.
Der Abschlussabend im Hause von Tschenga rundete unser „Abenteuer“ stimmungsvoll ab. Nepalesische Speisen und Getränke sowie Tanz und Gesang waren Inhalt dieser Veranstaltung.


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