Reisebericht „Staaten 2005“

Autor: Dirk Uhlig

Nachdem die letzte Reise in die Vereinigten Staaten leider ein sehr unglückliches und schmerzhaftes Ende gehabt hat (es tut schon sehr weh, wenn man vom Fels fällt…), wagte ich mich dieses Jahr erneut ins „Land der unbegrenzten …. “. Dieser Spruch ist so was von abgedroschen und stimmt so gar nicht. Das letzte Mal legten uns die Amis ja alle Steine in den Weg (und da gibt’s ne Menge!), um unbeschwert zu reisen. Dieses Jahr ging alles glatt (die Vorbereitung war auch entscheidend besser). Diesmal ging es mit drei Sachsen (Sebastian, Hannes und Kathleen) in den Westen. Angekommen in Los Angeles hatten Hannes und Kathleen schon mal ein Auto gemietet, da beide schon 6 Monate in den Staaten und Kanada ihr Unwesen trieben. Ziel der Reise war einfach so viel sehen und klettern, wie in 6 Wochen geht. Die erste Station war Joshua Tree, wo uns leider das Wetter (Schnee und Regen) einen Strich durch die Rechnung machte.

Joshua Tree
„Joshua Tree“

Also flüchteten wir nach Texas, in eines der fantastischsten Bouldergebiete, überhaupt: Hueco in Texas (Hueco ist die spanische Bezeichnung für „Loch“. Texas gehörte ja schließlich mal zu Mexico!). Hueco ist eine Ansammlung von tausenden Blöcken und Kletterfelsen inmitten einer Wüste. Auf dem nahe gelegenen Militärstützpunkt wird gerne mit Sprengstoff gespielt. Wir widmeten uns lieber dem Fels.

SSeb klettert das „Mushroomroof“ (7b+)
Seb klettert das „Mushroomroof“ (7b+)
Hannes im „T-Bone Schuffle“ (7a)
Hannes im „T-Bone Schuffle“ (7a)
„Wild Turkey“ (7a+)
„Wild Turkey“ (7a+)
„Babyface“ (7b)
„Babyface“ (7b)

Drei Tage und 30 wunde Finger später legten wir eine so genannte Kulturpause ein, die wir im nur 30km entfernten Mexiko mit Essen höllisch scharfer Pollos und im Nationalpark „White Sands“ verbrachten, einer schneeweißen Wüste mit Wanderdünen.

Nationalpark „White Sands“ in New Mexico“ (7b+)
Nationalpark „White Sands“
Nationalpark „White Sands“ in New Mexico
in New Mexico
1000 Jahre alte Felszeichnungen findet man hier in vielen Höhlen und unter Felsvorsprüngen.
1000 Jahre alte Felszeichnungen findet man hier
1000 Jahre alte Felszeichnungen findet man hier in vielen Höhlen und unter Felsvorsprüngen.
in vielen Höhlen und unter Felsvorsprüngen.

Dass Hueco Tanks eine lange und kulturhistorische Bedeutung hat, zeigen die ca. 1000 Felszeichnungen der Mescalero Apachen, Kiowas und Tigua Indianer, die hier von 900 bis 1400 n. Chr. lebten. Der Grund waren die „Huecos“. Diese waren die einzige Auffangmöglichkeit für Regenwasser. Und somit Lebensgrundlage in dieser Wüste. Leider hatten die Amis kein sehr großes Interesse an „ihrer“ Geschichte und wollten mal schnell ganz Hueco Tanks in einen Vergnügungspark mit Staudamm verwandeln und alles unter Wasser setzen. Da das zum Glück durch Fehlplanungen schief ging, werden jetzt stattdessen wöchentliche Führungen zu den Felsmalereien gemacht. Als Hinweis sei zu bemerken, dass es sich jedoch lohnt, sich bereits im Vorfeld mit der Geschichte und den Hintergründen der Zeichnungen zu befassen, da die Führungen einen doch sehr mageren Informationsgehalt haben.

Genug Kultur – weiter ging es Richtung Utah, vorbei am „Monument Valley“

„Monument Valley“
„Monument Valley“

nach Moab. Diese winzige Stadt ist reichlich mit Felsen gesegnet. Wir konnten uns nicht entscheiden, wo es zuerst hingeht und haben dann mit „Indian Creek“ angefangen. Friends und Keile hatten wir nur spärlich mit, aber am Felsen halfen uns die Amis, wenn „6 mal Größe 2“ oder 10 TCU’s benötigt wurden.

„Superverschneidung“ (5.11d/12a)
„Superverschneidung“ (5.11d/12a)
„Supercrack“ (5.10c)
„Supercrack“ (5.10c)

Die Auswahl an Nationalparks in Utah ist enorm. Sehr zu empfehlen ist der „Arches-Nationalpark“ mit seinen Weltbekannten Steinbögen. Einen Blick in den Grand Canyon werfen ist wohl auch Pflicht, aber die Amis wissen das, und dementsprechend sind auch die Preise!!!

„Superverschneidung“ (5.11d/12a)
„Superverschneidung“ (5.11d/12a)
Arches Nationalpark
Arches Nationalpark

Da jeder Bundesstaat so ca.1231 Nationalparks, Recreation Areas und weiß der Geier was noch für Parks hat, geht das ganz schön ins Geld! Die Felsen liegen leider auch oft mittendrin.

Kein Geld mehr, also ging’s weiter nach Las Vegas. Eine unglaubliche Stadt! Aber mal ehrlich, zwei Tage in dieser Stadt sind wirklich mehr als genug. Da rennen ja nur Freaks rum! Nächstes Ziel: Red Rocks.

Seb. klettert eine 5.13a an der Trophy
Seb. klettert eine 5.13a an der Trophy

Klassiker klettern war angesagt. „The Gift“ (5.12c) und „Nothing Shocking“ 5.13a . Der Sandstein in den Red Rocks ist echt vom Feinsten. Die Temperaturen gingen auf die 30 Grad zu und wir beschlossen, weiter zu ziehen. Nächste Station unserer Reise war Bishop. Die Stadt an sich bietet nix (außer heiße Quellen zum erholen), aber wen interessiert das, Blöcke gibt’s hier zuhauf. Zuerst ging’s in die „Happy’s“.

Hannes im „Gleaner“ (7b)
Hannes im „Gleaner“ (7b)
 und in einer 7a
und in einer 7a
„Pappachuppy“ (7b)
„Pappachuppy“ (7b)

Die „Happys“ sind aus Tuffgestein, was eigentlich sehr hautfreundlich ist. Das andere „Extrem“ liegt nur knapp 10 km daneben. Die „Buttermilks“ fressen die Haut schon beim vorbeigehen.

Der „High Plains Drifter“ (7b)
Der „High Plains Drifter“ (7b)
Seb klettert „ Moonraker“ (7c)
Seb klettert „ Moonraker“ (7c)
und ich gebe mir den Highball „Popes Prow“ (7a+)
und ich gebe mir den Highball „Popes Prow“ (7a+)

Ja, an „Kulturtagen“ kann man hier nur die heißen Quellen empfehlen oder das Dead Valley, aber da ist ja eh nix los 😉 . Ja 6 Wochen gehen schnell rum. Um auch noch den Schluss zu krönen, ging es noch eine Woche ins Yosemite Valley. Die Begrüßung war eine Rutschpartie mit Sommerreifen ins Tal, danach ging es 4 Tage mit miesem Wetter weiter. Regen, Schnee und 100% Luftfeuchte waren nun wirklich nicht sehr förderlich, um was zu reißen. „Midnight Lightning“ war das ganz große Ziel. Doch 3 Tage flogen einem die Leisten aus der Hand und als am letzten Tag (es war schon dunkel und wir leuchteten die Wand mit Lampen aus! ) der Grip da war, ging’s locker zum Mantle hoch. Da wir aber noch keinen Plan für diesen hatten, musste hier leider ein Sack aufgehängt werden. Eine bessere Bezeichnung für „Sack aufhängen“ ist wohl „noch eine offene Rechnung zu haben“.
Unter diesen „Saubedingungen“ probierten wir noch „Separate Reality“. Das Wasser lief durch den Riss in die Ärmel, doch Spaß hat es trotzdem gemacht.

Hannes in der „Separate Reality“ (5.11d)
Hannes in der „Separate Reality“ (5.11d)
Auf ein nächstes Mal, bei besseren Bedingungen…
Auf ein nächstes Mal, bei besseren Bedingungen…
6 Wochen hält keine Haut aus!
6 Wochen hält keine Haut aus!

Zum Schluss ist zu sagen: Nach 10000km, 12 Klettergebieten, 8 Bundesstaaten und 10 Parks haben wir schon viel vom Land gesehen, aber besser geht immer!