Granitwelt Salbit – in den Urner Alpen – Zentralschweiz

Autor: Frank_B

Salbit erleben
Salbit erleben

„Salbit erleben“ steht auf dem Kletterführer von Hans Berger, seines Zeichens auch Hüttenwirt auf der Salbithütte(Basislager für alle Kletter- und Bergtouren), geschrieben. Und damit hat er verdammt recht!!

Ziel unserer Tour in die schöne schweizer Bergwelt ist der Salbitschijen (2981m).
Die gezackten Grate, die imposanten Verschneidungen, rießige Plattenschüsse und die Yosemite-ähnlichen Risse in bestem Granit sind etwas besonderes.

Auf den Salbitschijen führen drei eindrucksvolle Grate, der West-, Süd- und Ostgrat.

Der Westgrat, mit seinen 32 Seillängen bietet fantastische Gratkletterei über wahrlich märchenhafte Türme zur Gipfelnadel. Der rötlich rauhe Granit läßt kaum wünsche offen.
Trotz der Bohrhaken wurde der alpine Charakter beibehalten. Die Kletterei bleibt ein großes, ernstes Unternehmen.

Nach 7 Stunden sind wir in Göschenen angekommen . Kurz vor dem Gotthardtunnel geht´s von der Autobahn runter und man ist dann in ein paar Minuten am Parkplatz.
Von hier führt ein guter Weg 900 Höhenmeter hinauf zur Salbithütte(2110m) die in 2,5 Stunden erreicht wird.

Salbitschijengrad
Salbitschijengrad

Herzlich werden wir vom Hüttenwirt und Bergführer Hans Berger begrüßt. Gleich bekommen wir wichtige Details zu den Kletterwegen hier oben, welche zum größten Teil von Berger selbst eingerichtet oder saniert wurden, erzählt!

Auch das Hüttenpersonal der 58 Mann fassenden Hütte ist rührig und supernett um seine Gäste bemüht.
Gratistee für die Tour am nächsten Tag für jeden, Essen bis spät in die Nacht für Spätankommer vom Klettern und ausreichendes Frühstück soviel rein geht!! Ehrlich gesagt da habe ich schon anderes erlebt!!

Wir schreiben den 16.08.2005 und es hat sehr viel Schnee – die Berge sind weiß und die Zugänge mit einer festen Schneedecke überzogen.

Ca. 17 Uhr gehen wir zum einklettern in den nahegelegenen Klettergarten und Klettern eine tolle 5c+ zur Gewöhnung an den Granit. Leider war es auch noch sehr feucht und wir hatten zu kämpfen nicht gleich am ersten Tag „fliegen“ zu lernen!

Südgrad
Südgrat

Auf Empfehlung vom Hüttenwirt machen wir am nächsten Tag die „Hüttentour“ ein 14 Seillängen Genußklassiker mit Schwierigkeiten bis 5c+.
Teilweise haben wir noch mit Nässe zu kämpfen aber wir kommen trotzdem auf unsere Kosten und können das Klettern so richtig genießen. Wenn die gut eingerichtete Route mal Hakenabstände jenseits der 10-15 Metermarke aufweist kann man gut Friends, Keile oder Zackenschlingen legen.
Rißklettern, Piazen und gute Reibungstechnik machen nach einigen Metern richtig Spaß.

Der Zustieg von ca. 1 Stunde und etlichen Höhenmetern war noch ok aber der Abstieg mit 900 Hm durch ein sehr steiles und mit Schnee bedecktes Couloir war anstrengend und sehr ausgesetzt, aber gerade das unterstreicht den alpinen Charakter der Kletterei und alpine Erfahrung ist hier von nutzen!

5Sl im Südgrat
5SL im Südgrat

Als wir daran dachten das morgen der Südgrat ansteht und wir im Abstieg wieder durch dieses Couloir müssen erfüllte uns das in dem Moment mit „Grausen“.

Nach einer schlaflosen Nacht, Schulter an Schulter im engen Matratzenlager, gehen wir noch in der Dunkelheit los zum Einstieg.
Wir gehen den Südgrat mit 17 Seillängen an. Wir wollen bei Sonnenaufgang am Einstieg sein, da viele diesen Grat machen und um nicht in Zeitdruck zu geraten oder Stau!!

In der Route
In der Route

Der Zustieg ist schon wieder eine kleine Bergtour für sich und nachdem wir uns kurz verlaufen haben finden wir den Einstieg. Leider geraten wir 50m zu weit nach rechts und machen eine Einstiegsvariante, die nach 4 Seillängen wieder auf die Südgratroute führt. Es ist der 2. Teil der Route „Takala“ mit der das erdige Einstiegscouloir umgangen werden kann wenn sie von unten gemacht wird! Wir müssen aus dem „kalten“ zwar ganz schön ran aber Spaß machen die 4 Seillängen allemal.

Was nun folgt ist Wahnsinn, diese Ausgesetztheit sich an Messerscharfen tlw. überhängenden Graten entlang zu hangeln mit mehreren hundert Metern Luft unter den Sohlen ist schon gewaltig!!
Möchte hier mal den Kletterführer zitieren: „Die schönste- Granitkletterei der Alpen! Eine wahre Sinfonie in Fels. Unvergeßlich, einmalig und weltberühmt!“

Nach einigen Seillängen werden wir von einem Bergführer nebst Klienten überholt bzw. Klettern wir einige Längen nebeneinander her! Das war natürlich für alle, gerade an den Standplätzen, eine zusätzliche Belastung
Die wir aber gut gemeistert haben und nach 3 Seillängen sind wir wieder allein!

Westgrat
Westgrat

Die Absicherung ist gut aber es muß bzw. kann auch noch sehr viel selbst gelegt werden. Die Standplätze sind mit geklebten Ringhaken versehen!
Nicht immer gelingt es uns den richtigen Weg zu finden, da blinkende Bolts und „Magnesiawegweiser“ fehlen!!
Zwischendurch muß auch mal abgeseilt werden um wieder den nächsten Turm bzw. Grat zu erklettern. Da blieb auch das Seil beim abziehen mal hängen!

Unterwegs haben wir auch viel Zeit „hängen“ lassen und sind erst gegen 17 Uhr am Hauptgipfel. Nun können wir leider die berühmte Nadel(eine 15m hohe freistehende Felsnadel) nicht mehr machen. Vor allem weil das Wetter schlechter wird und dunkle Wolken und Nebel uns schon seit ein paar Stunden begleitet haben müssen wir absteigen.
Hier ist Verzicht das einzig richtige denn das nun folgende Abklettern ist noch mal sehr schwer und Zeitraubend. Über große Felsbrocken, tlw. Schneebedeckt folgen wir dem Weg in´s Couloir was wir schon vom Vortag kennen und sind gegen 20 Uhr wieder auf der Hütte.

Wir bekommen noch ein super Essen, viel Bier und Rotwein und immer wieder laufen die fantastischen Bilder dieser Klettertour an uns vorbei die unvergesslich bleiben wird!!!