Klettern im Felsparadies Dolomiten

Dolomiten/Brentagruppe Campanile Basso (Guglia di Brenta), 2883 m, Südwestverschneidung, „Fehrmann“ (SW)

Die Bilderbuchverschneidung am „Welträtsel aus Stein“

Verschneidung
Mit der auffallenden Südwestverschneidung hat sich neben Paul Preuß (Preußwand) ein zweiter großer Trendsetter in Sachen Freiklettern am Campanile Basso verewigt: der Eibsandsteinpionier und Initiator des sächsischen Bergsteigens Rudolf Fehrmann. Die „Fehrmannverschneidung“, welche die Westwand des Campanile Basso mit der turmartigen Schulter bildet, ist hier die offensichtlichste und klassische Linie. Die Kletterei an diesem aufgeschlagenen Buch aus bestem Fels ist ebenso ideal und geradlinig kontinuierlich wie die Linie selbst. Wer von der großen Schulter, an der die ,Verschneidung endet, noch bis zum Gipfel will, findet im Normalweg („Ampfererwand“), auf den man fast unmittelbar am Ausstieg trifft, die logische Fortsetzung der Tour. Wer’s verschärfter braucht, wählt die „Preußwand“.

Routenbeschreibung

  • Ausgangspunkt: Etwa in Ortsmitte von Madonna di Campiglio zweigt von der Hauptstraße der Fahrweg zum Rifugio Vallesinella ab; großer, kostenpflichtiger Parkplatz; kleinerer kostenloser vorher(30min mehr Fußweg).
  • Zugang zur Hütte: Vom Parkplatz am Rifugio Vallesinella auf bezeichnetem, abwechslungsreichen Wanderweg zum Rifugio Brentei (schöne Zeltplätze hinter der Hütte); etwa 2 Std.
  • Zustieg: Vom Rifugio Brentei auf dem Weg zur Bocca di Brenta bis unter die Westwand des Campanile Basso. Rechts der SW-Kante an den Wandfuß, in Fallinie der Verschneidung; % Std.
  • Einstieg: Auf einem schmalen Band, das zur Südwestkante („Grafferkante“) leitet, bei einer steilen, schräg nach rechts emporziehenden Rampe.
    Seilschaft

  • Routenverlauf: Zwei Seillängen schräg rechts empor bis zum Beginn der Verschneidung (Terrasse). Nun immer der Verschneidung folgen. Unterhalb der großen Schulter verbreitert sie sich zu einem unangenehmen Kamin, den man aber in wunderbarer Plattenkletterei rechts umgehen kann. Mittels eines Quergangs gelangt man schließlich auf die Schulter. Nun auf dem Normalweg („Ampfererwand“) weiter zum Gipfel.
  • Abstieg: Abseilpiste entlang des Normalweges (gebohrte Ringe). Doppelseil! Will man nach dem Ende der Fehrmannverschneidung gleich absteigen, muß man auf dem „Stradone Provinciale“ bis in die Ostseite queren. Abseilring oberhalb einer kaminartigen Rinne rechts der Südostkante (Einstieg zur „Preußwand“). Zum Wandfuß etwa 1 Std.
  • Hinweis: Stand- und Zwischenhaken sind vorhanden. Zusätzlich lassen sich sehr gut Klemmkeile und Friends unterbringen.
  • Eistip: Gleich hinter der Hütte befindet sich eine wunderbare Eisrinne, die eine Neigung bis zu 55° aufweist. Das gute stück ist durchgängig im festen Eis und Firn und liegt fast den ganzen Tag im Schatten. Für diese Tour sollte man mindestens 8 Stunden einplanen, da der Abstieg sehr lang ist. Als Ausrüstung sollten einige Eisschrauben genügen, um Standplätze einzurichten. Siehe Bild!

Dolomiten/Sellagruppe Sellatürme, Dritter Sellaturm, 2688 m, Westwand, „Vinatzer“ (W)

Schlüsselstelle

Beliebte und anspruchsvolle Verschneidungskletterei

Der dritte ist der höchste und imposanteste der Sellatürme. Seine Westwand wirkt, vom Sellajoch aus betrachtet, sehr steil und geschlossen. Durch den zentralen Wandteil führt die „Vinatzer“, eine der beliebtesten Routen an den Sellatürmen. Bei Hochbetrieb kann man den Routenverlauf wunderbar an den wie Perlen aufgereihten Seilschaften studieren. Die Schlüsselseillänge nach dem Spiralband – ein Fingerriß, der in einen Überhang mündet – ist recht knackig und mit der üblichen Bewertung (V-) bei völlig freier Kletterei „leicht“ unterbewertet. Im übrigen herrscht schöne, anspruchsvolle Verschneidungskletterei in festem Fels vor.

Routenbeschreibung

  • Ausgangspunkt: Sellapaßhöhe, 2244 m.
  • Zustieg: Vom Sellajoch dem Weg Richtung Pößneckersteig folgen, dann auf Steigspuren unterhalb der Nordwand des Zweiten Sellaturms ansteigen bis zur Schlucht zwischen Zweitem und Drittem Sellaturm
  • Einstieg: Links der Schlucht, links unterhalb einer schwarz-gelben Nische.
  • SellaturmRoutenverlauf: Die Route folgt im wesentlichen einem mitten durch die kompakte Westwand ziehenden Riß- und Verschneidungssystem,
    das von rechts her erreicht wird. Im oberen Teil mündet die Route auf den „Jahnweg“.
  • Abstieg: Vom Gipfel auf Steigspuren wenige Meter Richtung Piz Ciavazes absteigen. Nach links zu einem Abseilring und 25 m abseilen. Roten Markierungen folgend, im ganzen linkshaltend auf das Spiralband absteigen (II – III, stellenweise ausgesetzt). Auf diesem zurück zum Einstieg und zur Schlucht. Durch die Schlucht etwa 100 Meter abklettern (Stellen II – III), bis sie steiler abbricht. Hier führt nach links ein schmales Band aus dem unmittelbaren Schluchtbereich heraus. Vom Ende dieses Bandes etwa 5 m ausgesetzt zu einem Abseilring absteigen. 2×15 und 1 x 25 m bis zum Wandfuß abseilen. Auf Pfadspuren zurück zum Sellapaß.
  • Hinweis: Stand- und Zwischenhaken vorhanden. Zusätzlich ein Sortiment Keile (Stopper), besonders für die Schlüsselseillänge, sehr empfehlenswert.

Zusätzliche Info’s

Literaturnachweis:

sämtliche Topo’s und unmengen mehr Info’s findet Ihr in folgender Literatur

  • Anette Köhler/Norbert Memmel: Felsparadies Dolomiten, 100 und einmal Klettergenuß“ Bergverlag Rother München 1997 (auch als CD-ROM); ISBN 3-7633-3015-1
  • Edwin Schmitt: Tourendisk Version 2.0, Bergverlag Rother München 1997