Reisebericht Mongolei und Besteigung des Otgon Tenger

Mongolische JurteWunderbare Menschen, Gastfreundschaft, die einem in diesem Umfang nur selten entgegengebracht wird, unendliche Weiten, wolkenloser, tiefblauer Himmel, unbegrenzter Horizont und immer wieder weißen Jurten – alles das sind Bilder, die man in sich trägt, wenn man dieses wunderbare Land – Mongolei – bereist hat.
Kein Reisender kann sich dieser Faszination entziehen. Seit der Wende ist es uns nun möglich, dieses Land auf eigene Faust zu erkunden, und genau wir haben das getan und sind über alle Maßen begeistert und möchten deshalb anderen Menschen helfen, dieses Land genauso wunderbar zu erleben. Ein kleiner Bericht, der bei weitem nicht alle Stationen dieser Reise beinhaltet, soll unsere Eindrücke von diesem Land schildern.

Nachdem wir die letzten Jahre immer auf eigene Faust gereist sind, war es ein wunderbares Gefühl am Flughafen von Ulan Bator zwei wildfremde Menschen zu sehen, die ein Schild mit unseren Namen in der Hand hielten, wobei mein Nachname 6 Buchstaben mehr hatte als in meinem deutschen Pass. Gleich drauf haben wir uns angefreundet und auch die Bedenken meiner Freundin gegenüber diesen Menschen waren schnell verflogen. Sofort wurden uns die Schätze der Stadt gezeigt, wobei man uns Kamelkaravanezum größten Einkaufszentrum der Stadt brachte. Vorerst machten wir den ganzen Spaß mit, da wir die überschwängliche Freude unserer beiden neuen Freunde bemerkten. Sie kamen durch uns auch einmal in den Genuss kamen, diese Einkaufsmeile von innen zu betrachten. Nach dem dritten Besuch einer solchen Einrichtung mussten wir doch mal erklären, dass uns andere kulturelle Highlights der Stadt mehr interessierten. Bevor ich aber näher auf die Reise eingehe, noch ein paar Zeilen zur Stadt Ulan Bator, die man als Ausgangspunkt wählen muss. Eine andere Ankunftsmöglichkeit in der Mongolei gibt es nicht, es sei denn, man reist mit der Transsibirischen Eisenbahn ein.

Nach unserem Aufenthalt in Moskau, welcher sieben Stunden dauerte, ging es dann auch endlich zum Ausgangspunkt unserer neuen „Traumreise“ los. Wobei wir „Herrn Globetrotter“ danken möchten, denn nur durch ein Bild zwischen seinen vielen Angeboten, welches Conny, meiner Lebensgefährtin, so außergewöhnlich gut gefiel, dass sie beschloss: Da müssen wir hin. In Ulan Bator gelandet fragt man sich: Ist Ulan Bator die Mongolei? Da wir uns aber vorher belesen hatten, war uns klar, es muss besser werden. Der „Charme“ dieser Stadt ist wohl nicht auf den ersten Tagen einer Reise durch ein ansonsten wunderbares Land zu erkennen. Erst nach einigen Tagen oder sogar Wochen in der Wüste oder Steppe des Landes freut man sich auf die Annehmlichkeiten der Stadt, wie zum Beispiel Elektrizität und warmes Wasser. Ansonsten ist das Stadtbild von großen Plattenbauten geprägt, überall stehen Baukräne dir neue „bessere“ Hochhäuser hinzufügen – der Bauboom ist nicht übersehbar. Viele Menschen, die vorrangig am KarakorumNordhang der Stadt wohnen, wollen ihre Jurten verlassen und die Annehmlichkeiten einer Wohnung mit Fernheizung und fließend Wasser genießen, weil sie immer wieder bei den großen Regenfällen ihr Hab und Gut in den Fluten des Wassers, welches keinen Halt auf dem trockenen Steppenboden findet, verlieren. Aber auch uns bietet die Stadt schon jetzt Vorteile, denn nur hier besteht die Möglichkeit genügend Lebensmittel und andere Utensilien zu besorgen, die wir auf unserer vier Wochen andauernden Reise benötigen werden. Nähere Ausführungen zu der Stadt möchte ich aber nicht geben, da das jeder Reiseführer in besserer und ausführlicher Form kann. Jedenfalls sollte man sich als Reisender nicht vom Anblick der Stadt entmutigen lassen und auf die schönen Seiten des Landes vertrauen, die darauf folgen sollen.

Um in der Mongolei unterwegs zu sein, ist es meiner Meinung nach unumgänglich ein Fahrzeug zu organisieren. Direkte Busverbindungen oder gar Trampen sind in diesem Land vollkommen unmöglich. Nicht einmal eine Bahnverbindung bringt hier die Menschen quer durchs Land. Aber auch die Fahrzeugwahl sollte gut überlegt werden, denn ein ausgebautes Straßennetz gibt es nicht. Lediglich die Strecke zur alten Hauptstadt Kara-Korum ist mit einer Teerdecke überzogen. Trotzdem sollte auch hier das verwöhnte europäische Autofahrerherz nicht von ebenen Autobahnen träumen. Noch wichtiger als ein gutes Fahrzeug, wobei hier ich hier nicht von Luxusjeeps rede, sondern von widerstandsfähigen Fahrzeugen, die sich mit einem Minimum an Pflege und Elektronik begnügen, ist ein guter Fahrer und Techniker, der sich gut mit dem Fahrzeug und der Strecke auskennen sollte. Gut ist ein Fahrer, der im ganzen Land seine Verwandten verstreut hat und somit immer einen Anlaufpunkt zur Reparatur des Fahrzeuges hat. Mit unserem Fahrer waren wir hier sehr gut bedient. Nach kurzer Zeit waren wir gute Freunde.

Monglische JägerNachdem wir nach drei Tagen in der Hauptstadt alles in unseren Jeep, eine russischen UAS, verladen hatten, ging es dann auch endlich los. Mit Tagesetappen zwischen 50 und 300 km pro Tag muss man dabei rechnen, denn die Straßenverhältnisse lassen nur ein langsames Vorwärtskommen zu. Im Hochmoor wird man dabei auch des Öfteren von Reitern überholt. Vorerst ist man so beeindruckt von der Weite des Landes, die man mit dem Auge gar nicht aufnehmen kann, dass man die anstrengenden Tagesetappen immer noch um einige Kilometer verlängern möchte. Nach einigen Tagen ist man bei der vielen Schüttelei im Auto über jede Pause dankbar. Wir konnten die Reise vollkommen selbstständig planen. Ich war nur davon besessen, so viel wie möglich zu sehen und drängte deshalb immer zur Eile und Weiterfahrt.
weiter per Wagen und YakSchon früh am Morgen bereitete ich das Frühstück und weckte unsere beiden mongolischen Freunde, die diese Eile nie verstehen konnten. In der Mongolei wird man es wohl nie erleben, dass man einen Einheimischen sieht, der in Eile ist – Ein Mongole hat immer Zeit. Dieser Tradition verdanken wir es auch, dass wir so viele nette und gastfreundschaftliche Menschen näher kennenlernen durften. Was auch vorrangig den Charme dieses Landes ausmacht. Die freundlichen Menschen machen den Charme des Landes aus. Die Menschen leben sehr bescheiden. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, Gastgeschenke dabei zu haben. Vor allem die Kinder profitierten hierbei von Connys großem Geschenkbeutel.

Im Land selbst unterwegs zu sein, heißt auch, viel Ruhe und Zeit zu haben, eines der letzten unberührten Gebiete der Welt zu entdecken. Um die Eindrücke etwas poetischer zu beschreiben, möchte ich F.Forkert und B.Stelling zitieren:
Wer als Kind unserer modernen Zivilisation einmal einsam und allein auf einem der unendlich vielen Gipfel dieses Landes stand, seinen Blick über hunderte Kilometer unbebauten Graslandes schweifen ließ und das Gefühl nicht loswurde, um ein Haar mit dem Kopf den ewig blauen Himmel zu berühren, wird fortan mit einem Blick sein Leben und das anderer betrachten.

Abstieg am Otgon TengerNach einer langen und wunderbaren Reise sind wir dann am Ausläufer des Altai angekommen, wo noch ein besonderes Highlight auf uns wartete – der Otgon Tenger. Ein wunderbarer Berg, der einsam und frei in der Steppe steht und dabei eine Höhe von ~4021 m hat, genau Angaben sind derzeit unbekannt. Wenn man so viele Tage und Wochen unterwegs war, in ebener Graslandschaft, mit netten Bekanntschaften und Erlebnissen, glaubt man nicht, dass es noch etwas Tolleres gibt. Der Berg erscheint einem unendlich schön. Natürlich wollten wir ihn auch besteigen. Wir bekamen Hilfe von einer Familie, welche ein Haus im Basislager hat. Auch hier haben wir nur wunderbare Erinnerungen, vom freundlichen Miteinander bis zum überaus lustigen Wodka-Abend. Um an den weiter per Wagen und YakBerg zu kommen, hatten wir uns von der Familie einen Yak ausgeliehen, welcher uns die Rucksäcke bis zum nächsten Lager brachte, das sich direkt am Fuße des Berges an einem glasklaren See, in dem sich der Berg spiegelt, befindet. Von hier haben wir dann am nächsten Morgen die Besteigung gestartet. Der Aufstieg ist nicht sonderlich schwierig, der Umgang mit Steigeisen sollte allerdings bekannt sein, denn im oberen Teil ist der Berg vereist. Wegen des starken Windes gibt es teilweise auch Blankeis. Leider hatten wir nur sehr kurz einen Ausblick auf die Täler, die von hier oben noch größer erscheinen, da das Wetter nicht sonderlich gut war. Trotzdem genieße ich noch immer die Freiheit, die man in dem Moment des Seins, auf dem höchsten Punkt in der Umgebung spürt.

ReistourVerwendetes Material:

  • F.Forkert, B.Stelling „Mongolei“, Reise Know How, ISBN: 3-89416-844-7