„In Wahrheit reicht das Eisklettern weiter in die Bergsteigergeschichte zurück als das Felsklettern.“
JEFF LOWE: „Wer sich an eisigen Freuden hoher Gipfel und an vereisten Wasserfällen vergnügt, steht in direkter Verbindung zum Geist und zum Abenteuer der Bergpioniere. Leute, die an kombinierten Sportrouten trainieren, erwerben größere technische Fähigkeiten, als sie im Hochgebirge einsetzbar sind. Den letzten Beweis lieferte 1999 die in sieben Tagen vollbrachte Solobesteigung der 4.200 Meter hohen Südwand des Dhaulagiri durch Thomas Humar. Ich halte es für keine gute Idee, wenn junge Kletterer Humars Vorbild nacheifern. Denn sollte das Klettern nicht mit jeder Tour das Leben verschönern als es gefährden?
Es gibt andere, sicherere Herausforderungen für die Kletterer von morgen: Zwei junge Wilde könnten zum Beispiel die North Buttress des Mount Hunter in Alaska frei begehen, oder ein gutes Team könnte die senkrechten Eisrillen an der Nordflanke des Latok I in Pakistan angehen. Und ich hoffe, es werden noch mehr Eisparks geschaffen wie in Ouray, Colorado. Bekleidung, Ausrüstung, Technik und Kletterstile werden sich in noch unvorhersehbarer Weise entwickeln. Ich bin überzeugt, dass Abenteuer und Herausforderung das Wichtigste bleiben werden. Ich beneide die jungen Kletterer um die kristallklaren Erfahrungen, die vor ihnen liegen.“
Quelle: Lowe, Jeff – Seelen auf Eis. In: Stimmen vom Gipfel, The Banff Centre Of Mountain Culture and National Geographic Society. Washington DC 2001
Da nicht jeder eine Eisaxt aus der aktuellen Kollektion der vielen Anbieter sein eigen nennt und ich schon des öfteren gefragt wurde, wie muss man die Haue einer Eisaxt eigentlich schleifen bzw. nachschärfen muss, hier eine kurze Erklärung, welche auf den Ideen von der Jeff Lowe basieren, der diese vor vielen Jahren schon in einem Video publiziert hat. Alle weiteren Erfahrungen habe ich dann mit eigenen Hauen ausprobiert.
Für die Inhaber der neusten Eisaxtgeneration, fällt das Neu-Schleifen der Haue eigentlich weg, da diese Technik mittlerweile bei fast allen Herstellern angewandt wird. Allerdings muss man sagen, das neue Hauen meist nur einen groben Schliff haben, den man natürlich immer verbessern kann. Aber Achtung, das Schleifen führt immer zu Festigkeitsverlusten und setzt einen geübten Umgang mit der Eisaxt voraus. Vor allem beim Entfernen der Äxte, aus dem Eis, sollte man darauf achten, dass man die Haue nicht verletzt, z.B. durch ständiges Drehen der Axt.
Zunächst möchte ich die beiden gängigen Hauen vergleichen und die Unterschiede aufzeigen. Dadurch erklärt sich auch der neue Schliff der Hauen neuster Generation.
Die linke Spalte stellt die vergangene Generation von Hauen dar. Im rechten Bild sind Hauen der neusten Generation abgebildet. Die Bilder der Hersteller sind zufällig entstanden. In der Regel bietet jeder Hersteller optimale Hauen für die jeweilige Zielgruppe an. Beim Kauf der Eisäxte ist es entscheidend, sich zu fragen: Was will ich damit machen?. Die hohe Vielfalt der angebotenen Geräte sorgt oft für Fehlentscheidung beim Kauf. Hier sollte man selbstkritisch sein und nicht immer das High-End-Level-Produkt erwerben.
Wichtig: Ich beziehe mich hier ausschließlich auf Hauen für das Eisklettern, für die Drytooling – Kletterei gibt es wieder ein Optimum an Hauen, da dort die Auflagefläche zum Teil sehr entscheidend ist.
- Kräfte an der Eisaxt
Deutlich ist zu erkennen, dass die linke Haue mit einer relativ geraden Fläche zum Schaft geschmiedet ist. Diese Entwicklung kam aus dem Bereich der Eispickel. Um ein möglichst hohen Zug der Eisaxt zu unterstützen, muss der erste Abschnitt der Haue aber winklig zum Eis geschliffen sein. Nur dadurch kann sich die Axt in das Eis hinein ziehen. Dies lässt sich auch leicht im Eis testen, in dem man die verschiedenen Hauenarten mal über das Eis zieht. Es wird sofort deutlich, dass sich die Haue mit winkligem Schliff in das Eis hinein zieht. Die Entwicklung der Eispickel ging nicht von senkrechten bzw. überhängenden Routen aus, deshalb ist dieses Defizit nie berücksichtigt wurden. Als Jeff Lowe und andere Eiskletterer in höhere Schwierigkeitsbereiche vordrang, wurde ihm das schnell bewusst und er schliff seinen Hauen neu. Viele, von den damals noch wenigen, Eiskletterer machten es ihm nach und merkten sofort die Unterschiede.
Deshalb also an alle der Hinweis, schleift den ersten Abschnitt der Haue neu, in dem ihr das Material bis zum ersten Minimalpunkt wegnehmt, siehe folgende Skizze.
Je größer man den Winkel (siehe Skizze unten = α) macht, um so besser zieht die Route in überhängenden Routen. Den vordersten Punkt der haue, die Spitze sollte möglichst nicht angetastet werden, um die Festigkeit zu erhalten. Der Rücken der Haue muss auch angeschliffen werden, damit die Haue leichter in das Eis eindringen kann, aber auch leichter entfernt werden kann. Dabei kann man noch zusätzlich die Zähne leicht anschleifen, seitlich gesehen. Wichtig ist es, die Vertiefungen der Haue mit einer kleinen Rundfeile zu bearbeiten. Im Anschluss an die „Feilerei“ muss die Haue noch mit Schleifpapier bearbeitet werden, sie polieren, nur so ist die Sprengwirkung gering. Nun lässt sich die Haue noch leichter aus dem Eis entfernen, was oft Zeit, Kraft und Nerven spart und natürlich ist jetzt auch der Biss wesentlich besser, was ja das Ziel dieser Aktion war. Im rechten Teil der Skizze habe ich mal die Haue in der Ansicht von vorn gezeichnet, ich hoffe es ist verständlich.
Weitere Tipps zum Schleifen der Haue:
- Niemals die Haue erwärmen, denn dadurch geht die Hitzebehandlung, die für die Festigkeit der Haue notwendig ist, des Materials kaputt. Die Haltbarkeit der Haue reduziert sich beträchtlich.
- Das Schleifen muss immer mit einer Handfeile erfolgen, niemals mit einer Schleifmaschine. (siehe erster Punkt)
- Immer zur Mitte hin schleifen. Wenn die Haue schmaler wird, dringt sie zwar leichter ins Eis ein, nutzt sich aber auch leichter ab, da die Festigkeit verändert wird – gutes Mittelmass finden.
- Niemals nasse oder feuchte Äxte/ Pickel verpackt lassen, immer die Ausrüstung nach dem Einsatz trocknen. Die Stähle von Eisäxten besitzen in der Regel keine Antirostzusätze, wodurch ihre Festigkeit beeinträchtigt wird. Rost sorgt natürlich für eine schlechte Performance der Haue, die müsste dann wieder neu geschliffen werden.
Der folgende Link verweist auf ein Video, in dem Eisprofi Michi Wärthl erklärt, wie er seine Äxte schleift. Dieses Video untermalt sicherlich noch mal meine Skizzen (28 MByte).