Tourenbericht Berner Oberland und Wallis

Morgenhorn 3623m, Berner Alpen Ost, Ausgangsort Kandersteg, Route NW-Grat,

Bild1Nach langer Fahrt kommen wir am frühen Abend des 21.8.´04 im Berner Oberland, genauer in Kandersteg, an. Der Talstations-Parkplatz (1200m)des dortigen Sessellifts ist unser Ausgangspunkt für die „Aufwärmtour“. Nachdem die Rucksäcke mit Seil, Steigeisen, Pickel, Helm und weiterer nötiger Kletterausrüstung schwer beladen sind, machen wir uns die ersten ca. 500Hm mit der Benutzung der Seilbahn leicht, da die Zeit schon weit fortgeschritten ist. An der Bergstation angekommen, nehmen wir sofort Kurs in Richtung Blümlisalphütte und werden auf unserem Weg über herrliche Wiesen und vorbei am Oeschinensee, in steileres Wandergelände geführt. Das letzte Drittel vor Erreichen der Blümlisalphütte ist noch mal richtig anstrengend und zieht sich ganz schön in die Länge, da wir das Wandern noch nicht gewöhnt sind und es doch auch gilt ein paar Höhenmeter zu überwinden.
Bild2Nach ca. 4½ Stunden Aufstieg erreichen wir die Hütte (2815m). Sie ist gut gefüllt und wir erkundigen uns sogleich beim Hüttenwirt über die Verhältnisse am Blümlisalphorn (3664m), unserem geplanten Ziel. Nach ernüchternden Informationen über Eisschlaggefahr am Normalweg und studieren des Kletterführers während des Abendessens, entscheiden wir uns kurzfristig um. Das gleich in unmittelbarer Nähe zum Blümlisalphorn liegende Morgenhorn (3623m) ist nun unser Ziel. Durch den Hüttenwirt in aller Früh um drei Uhr geweckt, nehmen wir etwas Tee und Frühstück zu uns und beginnen den Aufstieg in Richtung Blümlisalpgletscher. Unter dem Schein unserer Stirnlampen dort angekommen, packen wir unser Seil aus unseren heute leichteren Rucksäcken (unnötige Ausrüstung kann in der Hütte hinterlegt werden) und seilen uns an. Die Steigeisen werden angelegt und der Pickel bekommt auch seinen Platz in den, trotz Handschuhen, noch kalten Händen. Das Wetter ist gut vorausgesagt, die Nacht sternenklar und so überqueren wir den leicht ausgeaperten Gletscher erst rechts ansteigend und dann links traversierend Richtung Morgenhorn-NW-Grat. Unterhalb desselben angekommen, trinken wir noch einmal und betrachten, die beste Aufstiegsmöglichkeit suchend, den etwa 45° steilen und 500Hm langen, stumpfen Eis- und Firngrat. Entgegen einer Bergführer-Seilschaft, entscheiden wir uns für den direkten Aufstieg über den Grat und weichen nicht in die sich rechts anschließende Wand aus. Die ersten flacheren Meter geht es gut voran. Jeder geht für sich. Nachdem es dann steiler wird und sich auch der Firn als teilweise sehr hartes Eis entpuppt, beginnen wir mit Seil und Eisschrauben zu sichern. Die Waden beginnen schon sich bemerkbar zu machen, doch der warme Sonnenschein, der endlich um die Ecke gekommenen Sonne, macht dies und auch den scharfen, kalten Wind verträglich und so wir kommen um ca. 10 Uhr auf dem Gipfel an. Die Freude über den ersten erreichten Gipfelsieg ist groß und wird mit der Schweizer Bergführerseilschaft gemeinsam genossen. Das obligatorische Foto wird geschossen und etwas Zeit für den Biss ins mitgebrachte Butterbrot bleibt auch noch, bevor wir uns an den Abstieg, wieder über den NW-Grat, machen.
An Eisschrauben gesichert, seilen jeweils drei von uns ab, der vierte Mann rettet die teuren Schrauben und steigt, von unten gesichert, langsam ab. Auf diese Weise erreichen wir wieder den Beginn des Grates, von welchem wir angeseilt und mit fröhlich leichtem Schritt unsere am Morgen gelegte Spur, hinab über den Gletscher zur Hütte verfolgen. Schnell packen wir unsere Rucksäcke neu und machen uns an den weiteren Abstieg nach Kandersteg zum Auto, denn wir wollen gleich heute noch weiter, mit dem Autozug durch den Tunnel nach Goppenstein und ins Zermatter Tal auf den Campingplatz vom Attermenzen in Randa.
Sichtlich müde durch den langen und anstrengenden Tag der hinter uns liegt, kommen wir abends im Herzen des Wallis an, stellen unsere Zelte auf, gönnen uns das verdiente Feierabendbierchen zum rustikal einfachen Abendessen und schlummern alsbald in unseren warmen Schlafsäcken ein, träumen vom Erlebten und vielleicht auch schon von bald kommenden Abenteuern.